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Frankfurter Flughafen, 17. Januar 2009

Rede von Evelin Pfister (AKU Wiesbaden) für das Bündnis der Bürgerinitiativen

Rede Flughafendemo am 17.01.09

Liebe Anwesende,

wir sind heute hier, um gegen die gigantischen Ausbaupläne der Fraport und der hessischen Landesregierung zu protestieren.

Am Dienstag dieser Woche (13.1.) wurde unter Polizeischutz, die ersten Zäune aufgestellt, um das Gelände der zukünftigen Landebahn für die Abholzungsmaßnahmen zu schützen.

Bereits am Morgen war zunächst eine Hundertschaft von Polizisten aufmarschiert. Sie ist dabei auch in das seit Mai 2008 besthende Widerstandscamp im Kelsterbacher Wald eingedrungen und hat nach unterirdischen Gängen und Tunneln gesucht.
Auch die Wildschweine im Gehege standen wohl auch dem Ausbau im Wege und wurden zum Abschuss freigegeben. Drei der Tiere wurden erlegt, den restlichen konnte durch den beherzten Einsatz von AusbaugegnerInnen zur Freiheit verholfen werden.

Die Pläne der Fraport haben das Ziel, die Flugbewegungen von 500 000 auf 800 000 zu steigern. Dies bedeutet die Rodung von 300 ha Bannwald, die Verdoppelung des Fluglärms, die Zunahme der Luftschadstoffe einhergehend mit der Zunahme gesundheitlicher Belastungen hundertausender Menschen.

Der Flughafen ist und bleibt eine ökologische Katastrophe und einer der Hauptbelastungsfaktoren des Rhein-Main-Gebiets. Der extreme Flugverkehr trägt auch zur globalen Klimaerwärmung einen gehörigen Anteil bei.

Auch unter dem Aspekt der globalen Problematik fordern wir :

Stoppt den weiteren Ausbau des Flughafens.

Die Gesamtbelastung in der Rhein-Main-Region ist bereits jetzt viel zu hoch.

Verkehr, Kraftwerke, Ver- und Entsorgungsbetriebe belasten die Region mit einer immensen Menge an Schadstoffen, Feinstäuben, Versiegelung von Naturflächen und nicht zuletzt den global belastenden CO 2 -Ausstoss.

Wir fordern (auch im Namen des Netzwerkes Klima und Umwelt) die Erstellung einer Gesamtbelastungsstudie für das Rhein-Main-Gebiet in Verbindung mit einem Planungsstopp für umweltbelastende Großprojekte.

Im einzelnen betrachtet, überschreiten die geplanten Großprojekte, wie beispielsweise die Kohlekraftwerksbauten (Ingelheimer Aue in Mainz/Wiesbaden, Staudinger bei Hanau) und der Flughafenausbau offiziell keine der eh´schon hoch angelegten Umweltgrenzwerte. Die Kumulation der Einzelbelastungen wird jedoch nicht oder kaum berücksichtigt.

Wir stellen klar: Wir sind nicht bereit, für das Profitstreben der Fraport und der Fluggesellschaften unsere Gesundheit, Nachtruhe, Naherholungsraum und auch die extreme Verschmutzung der Biosphäre in Kauf zu nehmen.

Profite sind den Ausbaubefürwortern wichtiger als Gesundheit, Umsätze entscheidender als saubere Luft. Wachstumsraten rangieren bei ihnen weit vor der Notwendigkeit, den eh schon kappen und geschädigten Wald zu erhalten. All das kennen wir nur zu gut.

Seit dem Bau der Startbahn - West, die gegen den Protest Hundertausender durchgeprügelt wurde, ist klar, dass Wirtschaftsinteressen von jedweder Landesregierung vorrangig behandelt werden.Die Regierenden haben Fraport und Lufthansa stets den Weg geebnet, haben Wachstumsraten stets über Mensch, Tier und Umwelt gestellt.

Wir wissen, dass die enge Verzahnung von Wirtschaft und Politik (Fraport-Angstellte, arbeiten als "LeiharbeiterInnen" für das hess. Wirtschaftsministerium) jedwedes Verantwortungsbewusstsein bei den etablierten Parteien abgeschliffen und zur Floskel hat werden lassen.

Die Fraport und die Landesregierung (auch die Zukünftige - wer auch immer die Regierung stellen mag) müssen nicht glauben, dass wir uns mit unserem Anliegen ausschließlich auf den Klageweg verlassen. Wir werden jeden Schritt des Ausbaues bekämfen und dies mit bunten und vielfältigen Aktionen. Gerade das neueste Urteil des VGH (Verwaltungs-gerichtshof) macht deutlich, wie wichtig es ist die Belange selbst in die Hand zu nehmen.

Der VGH hat am Donnerstag dieser Woche alle verbliebenen Eilanträge von AnwohnerInnen und Anliegerkommunen abgewiesen und somit den Weg für den sofortigen Ausbau freigemacht. Die geäußerten Zweifel des Gerichtes an der Nachtflugregelung können nicht positiv gewertet werden. Trotz seiner "erheblichen Zweifel" an der Nachtflugregelung, hat der VGH keine Veranlassung gesehen, die vorzeitige Rodung des wertvollen Bannwaldes im Eilverfahren zu stoppen.

Außerdem wollen wir kein kastriertes Nachtflugverbot von 23:00 bis 5:00 Uhr.

Unsere Forderungen sind:

•  absolutes Nachtflugverbot von 22:00 bis 6:00 Uhr ohne Flughafenausbau

•  Begrenzung und Reduzierung der Flugbewegungen

•  keine neue Landebahn

•  kein neues Teminal 3

Zu den Risikofaktoren des Flughafenausbaus gehört neben dem Chemiewerk Ticona auch das Vogelschlagsrisiko.

Dieses Risiko dürfte mit Aufkaufen nicht aus der Welt zu schaffen sein. Wie gefährlich das Vogelschlagsrisiko ist, zeigt die Kollision eines Airbuses A320 in New York mit einem Vogelschwarm. Die vollbesetzte Maschine konnte auf dem Hudson-Fluss Notwassern und alle Passagiere konnten durch Fährschiffe und Wasserwacht gerettet werden.

Zur Klarstellung: das Vogelschlagsrisiko wird ausschließlich unter flugsicherheitsrelevanten Gesichtspunkten erstellt, nicht aus Natur- und Tierschutzgründen. Die meisten Ursachen von Triebwerksschäden passieren durch Vogelschlag, führen aber nicht zwangsläufig zum Absturz.

Vogelschlagsrisiko gibt es auch in Frankfurt. Seit 2 Tagen höre ich Berichte im HR Radio über die Maßnahmen, welche Fraport aktuell durchführt. Bei diesen Maßnahmen geht es hauptsächlich darum, das auf dem Fluggelände das Umfeld so gestaltet wird, dass keine Brutstätten entstehen und das keine Greifvögel angelockt werden. ( Gras wird extra länger gelassen, damit die Mäuse nicht gesichtet werden können, Pfützen werden vermieden)

In Frankfurt besteht ein erhöhtes Risiko, wenn die Landebahn NW gebaut wird. Der Flughafen liegt momentan eingebettet im Wald - Waldvogelarten spielen eine untergeordnete Rolle beim Vogelschlag. Hauptverursacher sind Offenland- und Wasservögel.

Fakt ist auch: Hessen ist ein Transitland für Zugvögel und das Rhein-Main-Gebiet mit seinen Auen ist ein idealer Anziehungspunkt. Immerhin nutzen 50 000 bis 100 000 Vögel das Rhein-Main-Gebiet als Rast- und Überwinterungsplatz. Termische Gegebenheiten in der Region tragen dazu bei, dass die Vögel diese als Aufstiegshilfe nutzen und sich damit genau in der Anflughöhe der geplanten Landebahn befinden.

Brisanterweise wird mit der Nord-West Landebahn mehr Offenland entstehen und damit das Risiko Vogelschlag erhöht.

Die Fraport möchte uns mit ihrer millionenschweren Werbung glauben machen, der Flughafen sei das schiere Lebenselixier der Region.

Fraport und Lufthansa sind jedoch keine Wohlfahrtsinstitute, denen die Schaffung von Arbeitsplätzen am Herzen läge. Das Gegenteil ist der Fall: Wo es nur geht wird rationalisiert und existenzsichernde Arbeitsplätze abgebaut. Das was den Menschen als Zukunftssicherung verkauft wird, bedeutet für einen Großteil der am Flughafen Beschäftigten vermehrten Arbeitsdruck und Stress. Ganze Unternehmensbereiche werden in Tochterbetriebe ausgegliedert um noch mehr Leistung für weniger Geld aus den Menschen herauszupressen.

Viele der Arbeitsplätze, die wirklich neu entstehen, sind oft unterbezahlt, stressig, laut und schmutzig - sie zählen zu den gesundheitsschädlichsten der Republik.

Im Gegensatz zur herrschenden Politik fragen wir nicht nur nach der Menge der Arbeitsplätze, sondern auch nach den Arbeitsbedingungen und ob sie existenzsichernd sind.

Ja mehr noch, wir erlauben uns die Frage nach dem Sinn und dem Inhalt von Arbeit. Wir fragen, wem nutzt sie und wem schadet sie? Und wir fragen nach Lebensqualität!

Menschen, die arbeiten, müssen sich auch erholen können, brauchen einen gesunden Lebensraum, dort wo sie wohnen und arbeiten. Es ist eben keine Lebensqualität, wenn der mensch so meschugge wird, dass er glaubt eben mal kurz übers Wochenende nach Mallorca fliegen zu müssen, weil das Leben hier unerträglich ist.

Wir halten es für falsch, die Entwicklung der Rhein-Main-Region und ihres Arbeitsmarktes auf den Frankfurter Flughafen zu reduzieren und dabei die Abwertung der Lebens- und Wohnqualität bewusst in Kauf zu nehmen.

Liebe Anwesende, es ist gut und notwendig, dass wir hier stehen..

Der Widerstand gegen unsinnige ökologische und menschenverachtende Projekte kann nicht losgelöst von der sozialen Wirklichkeit gesehen werden. Es geht in diesem Sinne nicht ausschließlich um Ökologie, es geht auch darum, ob sich Herschaftsstrategien in diesem Land, in Europa, ja weltweit durchsetzen lassen. So wie die Profite der einen steigen, so verarmen andere Teile der Gesellschaft.

Giftmüll der Industrienationen wird den Ärmsten der Welt vor die Füsse gekippt.

Verelendung und Hunger interessieren nicht, solange die Waren- und Kapitalströme in die richtigen Taschen fließen.

Die Arroganz der Macht zeigt sich in vielen Facetten.

Wir sagen entschieden NEIN zum weiteren Ausbau und JA zu einem uneingeschränkten Nachtflugverbot von 22:00 bis 6:00 Uhr.

Evelin Pfister (AKU-Wiesbaden) für die Bürgerinitiativen gegen den Flughafenausbau Rhein-Main

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Bündnis der Bürgerinitiativen
Kein Flughafenausbau - Für ein Nachtflugverbot von 22 - 06 Uhr