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17. Dezember 2012, Frankfurter Flughafen, Terminal 1

Fünfundvierzigste Montagsdemonstration im Terminal
"Stille Nacht" im Terminal

Redebeitrag Pfarrer Werner Portugall, Frankfurt – Niederrad,

zur Montagsdemo am 17.12.2012 bei der letzten Flughafendemo der

„Eintracht gegen Fluglärm“ im Flughafenterminal Frankfurt/Main

Sehr geehrte Damen und Herren,

seit dem 19.November 2011 sind Sie Montag für Montag hierher gekommen, um Ihrem Protest gegen den ungebremsten Ausbau des Flughafens sichtbaren Ausdruck zu verleihen. Zählt man die Mahnwachen während der Schulferien mit, sind es über 50 Montage, an denen Sie sich hierher auf den Weg gemacht haben. Viele haben sich darüber hinaus an Ihren Wohnorten in der unmittelbaren Nachbarschaft des Frankfurter Flughafens und bei zentralen Kundgebungen, bei Diskussionsveranstaltungen und Bildungsmaßnahmen engagiert. Viel Kraft und viel Zeit haben Sie eingesetzt, um eine nachhaltige Debatte anzustoßen. Ihr Protest hat den Zusammenhalt in der Region gestärkt. Er verbindet Menschen verschiedener Kultur und Nation, verschiedener Religion und Weltanschauung. Christen, Muslime, Buddhisten neben Agnostikern und Atheisten, Menschen verschiedener Parteien und unterschiedlicher Generationen, verschiedener gesellschaftlicher Milieus und unterschiedlichen Einkommens finden sich in ihm zusammen. Hier sind Menschen, die vielleicht in ihrem sonstigen Alltag sehr verschiedene Wege gehen, aber in ihrem gemeinsamen Anliegen zusammenstehen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, erlauben Sie mir, drei Dinge zu sagen, weil wir auf Weihnachten zugehen und der Protest jetzt eine Pause einlegt. Ich möchte Ihnen dies mit Zeilen eines Gedichts sagen, das Wolf Biermann vor vielen Jahren geschrieben und vertont hat. Es trägt den Titel „Ermutigung“ und beginnt mit den Versen: „Du, lass dich nicht verhärten in dieser harten Zeit. Die allzu hart sind, brechen, die allzu spitz sind, stechen und brechen ab sogleich.“ Widerstand und Protest fordern einen hohen Einsatz an persönlichem Engagement, an Zeit und Energie. Er kann auch deformieren und aufreiben. Gerade dann, wenn es sich zeigt, dass das Ziel, der Traum, der einen bewegt, nicht auf die Schnelle zu erreichen ist. Deshalb ist es gut, dass es auch „Auszeiten“ gibt, wie Weihnachten zum Beispiel: Heilsame Unterbrechungen, die nötig sind, um neue Kraft zu sammeln.

Ein zweites: Wolf Biermann schreibt: „Du lass dich nicht verbrauchen, gebrauche deine Zeit. Du kannst nicht untertauchen, du brauchst uns und wir brauchen grad deine Heiterkeit.“ Der gewaltlose Widerstand gegen die ständige Erweiterung des Flughafens hat eine Fülle von kreativen, auch humorvollen Aktionen, Slogans und Bildern hervorgebracht. Sie haben sich damit als Menschen gezeigt, die aus der gesichtslosen Masse heraus getreten sind, weil sie gerne in der Rhein-Main-Region rund um den Flughafen leben. Sie schätzen die Lebensqualität dieser Region und schämen sich nicht zu sagen: ich fühle mich hier zuhause. Ich bin meiner Heimat verbunden. Weil das so bleiben soll, deshalb stehe ich hier. Ich bin kein verbissener Fundamentalist, kein Arbeitsplatzvernichter oder Fortschrittsgegner. Hier stehen Väter und Mütter, Großeltern und Enkel, die von der Vision getragen sind, dass wir eine Wende im Denken brauchen, die vom Verbrauchen der Ressourcen dieser Welt zu derem sinnvollen und umsichtigen Gebrauch findet. Dann klappts auch mit dem Nachbarn.

Ein letztes: Wolf Biermann endet sein Gedicht „Ermutigung“ mit der Strophe: „ Wir wolln es nicht verschweigen in dieser Schweigezeit. ?Das Grün bricht aus den Zweigen, wir wolln das allen zeigen, dann wissen sie Bescheid.“ Es geht auf Weihnachten zu. Grüne Zweige schmücken die Häuser und Läden, auch hier auf im Flughafen. Grün ist die Farbe der Hoffnung und des Lebens, das aus den Zweigen bricht, ohne dass man etwas dafür tun muss. Dieses Grün kommt leise und still, manchmal über Nacht und verändert das Gesicht der Welt. Wolf Biermann formuliert am Schluss seiner „Ermutigung“ ein Bild der Gelassenheit. Sie ist der Treibstoff der Hoffnung. Wer an der Wand steht, schlägt um sich. Ohne Gelassenheit gibt es kein Lernen und keine Veränderung. Es sind die Gelassenen, die zuhören können und die sich berühren lassen von den Geschichten ihrer Nachbarn.

Sehr geehrte Damen und Herren, Ihr Protest hat in diesem Jahr mit seinen kreativen Veranstaltungsformen viel von dieser Gelassenheit der Hoffnung erzählt, auch in scheinbar verfahrener Situation. Sie selbst sind wie das Grün, das aus kahlen Zweigen bricht - in der „Schweigezeit“. Gott segne Ihr Engagement für das Jahr 2013. Ich wünsche Ihnen für die kommenden Tage: Lassen Sie sich nicht verhärten! Bewahren Sie Ihre Heiterkeit! Stille Nächte und ein gelassenes, ermutigendes Weihnachtsfest, das die Hoffnung stärkt! Frohe Weihnachten!

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Bündnis der Bürgerinitiativen
Kein Flughafenausbau - Für ein Nachtflugverbot von 22 - 06 Uhr