1. Dezember 2003
Ausbau des Frankfurter Flughafens
Vogelschlaggefahr würde
sich
dramatisch erhöhen
Störfallkommission muss zusätzliches
Risiko berücksichtigen
Der Bau der Landebahn im Kelsterbacher Wald
ist aus Sicherheitsgründen nicht zu verantworten. Vertreter
der Initiative der Zukunft Rhein Main (ZRM) begründen ihre
Feststellung mit einer aktuellen Studie zum Vogelaufkommen. Für
Bürgermeister Erhard Engisch aus Kelsterbach macht das Ergebnis
deutlich, dass „die überaus großen Vogelzahlen
eindeutig eine Risiko-vergrößerung kurz vor dem Chemiewerk
„Ticona“ darstellt“. Thomas Norgall, Naturschutzreferent
des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): „Unsere
Befürchtungen werden noch übertroffen“. „Damit
die Störfallkommission das gegenüber dem heutigen Flugbetrieb
deutlich erhöhte Vogel-schlagrisiko bei ihrer Entscheidung
berücksichtigen kann, haben wir ihr vor wenigen Tagen die
wichtigsten Ergebnisse des Gutachtens mitgeteilt“, erläutert
Rechtsanwalt Dr. Heribert Fislake. Nachdem die EU das Ergebnis
des Raumordnungsverfahrens als einen Verstoß gegen die „Seveso-II-Richtlinie“
eingestuft und die Landesregierung zur Stellungnahme aufgefordert
hat, sollen die Ergebnisse der aktuellen Studie nicht nur der
Störfallkommission, sondern auch der EU zur Verfügung
gestellt werden.
Auf das Vogelschlagproblem durch Tausende
überwinternder Möwen und anderer Wasservögel hatte
der BUND bereits im Raumordnungsverfahren hingewiesen. Das Regierungspräsidium
Darmstadt hatte seine Entscheidung für die Landebahn im Kelsterbacher
Wald deshalb unter den Vorbehalt der abschließenden Klärung
der Sicherheitsprobleme im Zusammenhang mit der Ticona und des
Vogelschlagproblems gefällt. Das aktuelle Gutachten wurde
vom Ornithologen Bernd Petri im Auftrag der Zukunft Rhein-Main,
Initiative gegen den Flughafenausbau (ZRM) erstellt. Die ZRM ist
ein Zusammen-schluss aus über 20 Kommunen, Landkreisen und
dem BUND, die gemeinsam den Ausbau des Flughafens verhindern wollen.
Die gutachterlichen Feststellungen basieren auf einjährigen
Erhebungen, mit denen insbesondere das Vogelaufkommen am Main
erfasst wurde. Folgende Kernaussagen lassen sich treffen:
1. Der Betrieb der Landebahn Nordwest im
Kelsterbacher Wald wäre im Vergleich zum jetzigen Flugbetrieb
am Rhein-Main Flughafen deutlich höheren Vogelschlagrisiko
konfrontiert. Dies wird bedingt durch die herausragende Bedeutung
des Mains als Leitlinie des Vogelzuges und als Lebens- und insbesondere
Überwinterungsraum für Wasservögel. Je nach Witterung
und Jahreszeit kreuzen innerhalb einzelner Stunden oder zu jeder
Stunde am Tag mehrere Hundert Vögel den Landeanflug der Flugzeuge.
Ein zusätzliches Problem ergibt sich aus der Nähe des
Mönchwaldsees, einem EU-Vogelschutzgebiet auf dem in unmittelbarer
Nachbarschaft zur geplanten Landebahn Nordwest bis zu 1.000 Wasservögel
rasten.
2. Das Vogelschlagrisiko durch die Wasservögel
kann nicht minimiert werden. Nach derzeitigem Wissensstand gibt
es keine Vergrämungsmaßnahmen oder „vogelschlagmindernden“
Maßnahmen.
3. Die häufigsten Vögel sind am
Main Lachmöwen. Sie machen den größten Teil der
Vogelflugbewegungen im potentiellen Anflugbereich der Flugzeuge
aus. Im Winter kann es zum Zuzug von Zehntausenden Lachmöwen
kommen, die dann den ganzen Tag über dem Main fliegen. Insbesondere
Saatkrähen erreichen noch hohe Bestände im Untersuchungsraum.
Von beiden Arten geht in Deutschland und weltweit ein bedeutendes
Vogelschlagrisiko aus.
4. Es kommt im Winter täglich zu stundenlangen
Pendelflügen von Vogeltrupps und –schwärmen in
Flughöhen zwischen 60m und 300m. Während des jahreszeitlichen
Vogelzuges erreichen ziehende Möwen, Krähen und Kormorane
regelmäßig Höhen deutlich über 100m.
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Thomas Norgall, Triftstraße 47, 60528 Frankfurt am Main
Postfach 730109, 60503 Frankfurt am Main
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