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Rede von Herrn Bürgermeister Franssen
am Aktionstag in Eddersheim am 13. Februar 2005
Zu Beginn unseres Treffens möchte ich
eines feststellen:
Wir sind heute hier nach Eddersheim gekommen,
um friedlich gegen die Belastungen zu protestieren, die wir jetzt
schon er-tragen müssen und die uns erwarten, wenn die Planungen
von Fraport durchgehen. Wir sind nicht grundsätzlich Gegner
des Flughafens RheinMain. Ich bin mir der Bedeutung des Flughafens
als Wirtschaftsfaktor für die Region durchaus bewusst.
Wir fordern aber:
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dass vorhandene Kapazitäten nur bis zur
Belastungsgrenze der Bevölkerung genutzt werden; |
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dass die Lasten und die Wohltaten gleich verteilt werden; |
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und dass unsere Bedenken, unsere Ängste und unsere
Befürchtungen ernst genommen werden. Wenn uns schon FRAPORT
und die Hessische Landesregierung ignorieren, erwarten wir
vom RP, dass unsere Einwendungen sorgfältig geprüft
werden. Ich bin zuversichtlich, dass der RP als oberster Hüter
der Raumordnung dies neutral tun wird und sich weder vom Vorhabensträger
noch von der Landesregierung beeinflussen lassen wird. |
Die Ereignisse der letzten Wochen machen
sehr deutlich, dass wir kein Vertrauen zu FRAPORT haben können.
Wir misstrauen FRAPORT mehr denn je. Wir
misstrauen FRAPORT:
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weil die Ergebnisse der Mediation mit Füßen
getreten werden. Welche Bedeutung hat denn noch das Nachtflugverbot,
wenn BARIG, die Luftfahrtgesellschaften und Cargo-Unternehmen
drohen, den Standort Frankfurt zu verlassen, wenn es bei uns
ein Nachtflugverbot geben sollte?! Da klingt selbst die Presse-mitteilung
von Prof. Wörner (RDF) nur noch als kläglicher Hilfe-ruf
aus der Wüste. Er ist schon lange nicht mehr der Hüter
der Mediation; |
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weil durch den Ausbau des Flughafens das Leben für
uns, die wir in dieser Region leben, gefährlicher wird.
Das Absturzrisiko ist durch das Überfliegen von TICONA
nicht mehr kalkulierbar. Die Absturzgefahr wird durch das
Vogel-schlagrisiko erhöht; |
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weil wir durch noch mehr Lärm noch stärker belastet
werden sollen.
Die Zahl der Flugbewegungen steigt von 460 000 auf 800 00
pro Jahr. Die Überflughöhe hier in Eddersheim beträgt
gerade einmal120 Meter über Grund. 50 % aller Landungen
erfolgen über die NW-Bahn, das heißt ca. 440 Landungen
pro Tag. Ca. 30 % Starts erfolgen zusätzlich über
die Startbahn 18 West.
Die Triebwerkleistungen zum Überwinden der Abrollwege
und Brückenbauwerke verlangen maximale Schubkraft der
Maschinen; |
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weil unsere Landschaft mutwillig zerstört wird.
330 ha Wald werden gerodet, das entspricht etwa der Größe
von 600 Fußballfeldern. Darüber hinaus werden weitere
300 ha Wald schadstoffbelastet. Übrigens die Beschreibung
der Airport City malt die „Stadt in der Stadt“
in den schönsten Farben aus: „Zwischen den 10 Gebäudeflügeln
des Ver-waltungsgebäudes der Lufthansa befinden sich
intensiv begrünte Atrien - als Schall- und Immissionspuffer.
In jenen Innengärten für die Mitarbeiter werden
Landschaften aus allen 5 Kontinenten der Welt nachgebildet.“
Ist dies nicht Hohn und Spott für uns alle, wenn vorher
300 ha heimischer Wald geopfert werden?; |
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weil FRAPORT mit falschen Karten spielt. Scheibchenweise
- Stück für Stück - werden wir mit neuen Tatsachen
konfrontiert. Ich erinnere mich sehr wohl der Antwort von
Prof. Schölch auf meine Frage, ob man in das Bahnensystem
nicht die Airbase mit einbeziehen könne. Seine Antwort
war vor fünf Jahren: “Das geht nicht. Da sprechen
langfristige völkerrechtliche Ver-träge mit den
Amerikanern eine Rolle.“ Diese Verträge sind heute
wohl nichts mehr Wert, wenn wir die Pläne für Terminal
III betrachten. Wer sich die Unterlagen angesehen hat, der
hat schnell erkannt, dass es nicht mehr um den Ausbau des
Flug-hafens geht. Hier soll vielmehr ein neuer - quasi zweiter
- Flug-hafen in bester City-Lage entstehen. Wir - die Betroffenen
- werden auf der ganzen Linie veralbert und an der Nase herumgeführt; |
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weil nicht neue Arbeitsplätze geschaffen werden -
im Gegen-teil. Die bestehenden Arbeitsplätze werden nicht
einmal gesichert, sondern sie stehen zur Diskussion. Ich verweise
auf die Mittwochsausgabe der FR. Es ist schon ein komischer
Zufall, dass Artikel und Anzeige betreffend Deutsche Bank
und FRAPORT in aufdringlichem Blau nebeneinander stehen. Beide
Unternehmen machen gute Gewinne. Aber diese Gewinne müssen
die Global Player immer wieder optimieren. Dazu entlässt
die DB über 6 000 Mitarbeiter! Wer garantiert uns denn,
dass im Hause FRAPORT nicht die gleiche Strategie in den Schubläden
liegt?! Wir haben für dieses neo-kapitalistische Verhalten
kein Verständnis. Gewinne dürfen weder zu Lasten
und schon gar nicht auf Kosten der Menschen in der Region
gemacht werden. |
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Apropos Nachbarschaft - Was ist denn die gute Nachbarschaft
von FRAPORT? Machtstreben, Geldgier und Profit stehen an erster
Stelle. Aber wo bleibt denn die soziale Verantwortung von
FRAPORT für uns, die Menschen in dieser Region?! Es kann
doch nicht wahr sein, dass man sich alles erkaufen kann, weil
man viel Geld hat - wie beim Casa-Programm. |
So geht das nicht.
Dagegen wehren wir uns. Jetzt gilt’s - jede Einwendung zählt.
Deshalb vielen Dank, dass Sie bei diesem Wetter zu uns nach Eddersheim
gekommen sind.
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