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Lebensqualität durchsetzen« - Demonstration nach der
Räumung des Waldcamps
Ca. 250 Personen beteiligten sich an einer
Demonstration gegen die Räumung des Waldcamps im Kelsterbacher
Wald am 18.2.2009.
Nach einer kurzer Kundgebung ging es vorbei an der Mahnwache,
die einige Hundert Meter vom Waldcamp entfernt aufgebaut wurde.
Vor dem einstigen Waldcamp hatte die Polizei zweifache Gitter
mit Natodrahtrollen gezogen.
An den Gittern waren in Abstand von 50 Metern Schilder mit dem
Symbol einer Videokamera angebracht, als wenn die privaten Besitzelungen
des Fraport-Sicherheitsdienst dadurch erträglicher werden
würde, indem man auf sie hinweist (vgl. FRAPORT ist Recht).
Mitarbeiter des von FRAPORT angeheuerten Securitydienstes ›Kötter‹
standen hinter dem Zaun, dahinter waren Polizeieinheiten postiert.
Ein Private-Public-Gemeinschaftsprojekt. Man wollte, wie schon
in den Tagen zuvor verhindern, dass sich Menschen selbst ein Bild
davon machen können, was vom Waldcamp übrig geblieben
ist. Die Demonstration wurde aufgelöst. Danach kam es zu
kleineren Rangeleien, als am Zaum gerüttelt wurde. Auf dem
Weg zurück sickerte der Vorschlag von einem Autokorso rund
um die gerodeten Flächen durch. Ca. 30 Autos beteiligten
sich daran. Als der Konvoi in die Alte Flughafenstrasse einbog,
wurde er von einer Kette von Polizeibeamten aufge-halten, die
die Weiterfahrt blockierten. Links von der Alten Flughafenstrasse
konnte man ein weiteres Teilstück sehen, das bereits für
die Nordbahn gerodet wurde. Hinter der Polizeikette konnte man
ein leerstehendes Haus sehen, das die FRAPORT aufgekauft hatte.
Kurze Zeit später erschienen mehrere BesetzerInnen auf dem
Dach und brachten eine Transparent an:
»Lebensqualität durchsetzen«.
Hinter dem Haus hatten zwei Aktivisten zudem ein Transparent zwischen
zwei Bäume gespannt, das sich ebenfalls gegen den Ausbau
des Frankfurter Flughafens wendete: »Flughafenausbau stoppen!
Waldrodung verhindern«.
Eine Aktion, die bewies, dass man nicht viele sein muss, um die
Ohnmacht zu durchbrechen, indem man Zeitpunkt und Ort selbst bestimmt.
Obwohl die Polizei mit mehreren BFE-Einheiten und Hundertschaften
zur Stelle war, standen sie nutzlos herum. Nach über einer
Stunde besorgte sich die Polizeiführung einen gemieteten
Hubwagen, mit dem sie mit den BesetzerInnen Kontakt aufnehmen
wollte. Unten kommentierte ein Einsatzleiter das Vorhaben mit
»Wir schwätzen sie vom Dach«, im Hubwagen selbet
waren zwei Polizeikommunikatoren, die das berufsmäßig
umzusetzen hatten – ohne Erfolg. Die BesetzerInnen wollten
nicht davon überzeugt werden, dass es am besten für
alle sei, herunterzukommmen. Unverrichteter Dinge wurde sie wieder
auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Als würde
es etwas an der Situation ändern, wurden weitere BFE-Einheiten
herangezogen und das ›Interventionsteam‹ angefordert,
das ins Haus eindringen sollte. Während der Hubwagen an eine
andere Seite des Hauses dirigiert wurde, um von dort aus nochmals
Kontakt aufzunehmen, herrschte unter den Einsatzleitern Unsicherheit
darüber, wie man die Besetzung beenden könnte. Ersatzweise
wurde ein Lichtwagen herangeführt, um zumindest das Haus
und das Trasparent auf dem Dach perfekt auszuleuchten.
»Wir haben das Waldcamp platt gemacht, die Leute von den
Bäumen gepflückt, jetzt fahren wir ihnen hinterher«,
kommentierte ein Einsatzleiter die verfahrene Situation.
Gegen 19.30 bewies die Polizei Tatendrang, und drohte die Räumung
der Strasse an, die Festnahme und Sicherstellung von allem, was
noch im Weg steht. Während quergestellte Polizeifahrzeuge
die Strasse blockierten, davor Polizeibeamte eine Kette bildeten,
begründete die Einsatzleitung die Maßnahme damit, dass
DemonstrantInnen den Strassenverkehr vor ihnen behindern. Am Ende
beharrte die Polizeiführung nicht auf ihre Wahrnehmungsstörung
und akzetierte den Vorschlag der DemonstrantInnen, dass fünf
Personen vor Ort bleiben, um mit den BesetzerInnen in Kontakt
zu bleiben. Um 20 Uhr waren diese noch auf dem Dach.
Wolf Wetzel
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