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Sehr geehrter Herr Schultheis,

als einer derjenigen, der den von Ihnen beschriebenen Konflikt um den Bau der Startbahn 18 West des Frankfurter Flughafens auf Seiten der Flughafenausbaugegner maßgeblich mitgestaltet hat, möchte ich zu Ihrer Darstellung auf Seite R 3 und Ihrem Kommentar auf Seite  R 4 folgendes anmerken:

Im Sommer 1981 hat die hessische Landesregierung und insbesondere der damalige Innenminister Eckehart Gries (FDP)  die breite Bürgerbewegung  gegen den Bau der Startbahn 18 West mit Sprüchen von den "Vorzeigebürgern, den Chaoten und Kriminellen, die aus dem Osten Tagesgeld bekommen" versucht,  zu diskreditieren und in eine "kriminelle Ecke" zu stellen. Der Hessische Ministerpräsident Holger Börner (SPD) wollte das Problem mit den Flughafenausbaukritikern bekanntlich "mit der Dachlatte" lösen.

Der  Informationsbesuch einer fünf-köpfigen Delegation der Bürgerinitiative gegen die Flughafenerweiterung Frankfurt bei den japanischen Bürger- und Bauernbewegungen gegen den neuen Großflughafen in Narita  bei Tokio im Sommer 1981 wurde von hessischen Politikern und der Polizeiführung ebenfalls genutzt, um gegen die "Bürgerallianz aus  Langhaarigen und Grauhaarigen" zu polemisieren. Das Meinungsbild für die später durchgeführten und sehr gewalttätigen Polizeieinsätze wurde also gezielt vorbereitet, wobei sich auch manche Medien selbstkritisch fragen sollten, welche Rolle sie dabei gespielt haben.

Vor der Räumung des Hüttendorfes Anfang November 1981 fand der sogenannte "Blutsonntag" (11. Oktober 19981) draußen auf dem geräumten 7 Hektar-Gelände im Flörsheimer Wald statt. Einen Tag nachdem über 150.000 Menschen friedlich im Bonner Hofgarten gegen die Nachrüstungsabsichten der Bundesregierung demonstriert hatten, haben sich tausende von Menschen zu einem Gottesdienst direkt vor der Startbahnmauer versammelt. Die Polizei hat mit massivem Wasserwerfer-, Tränengas-  und Hubschraubereinsatz den Gottesdienst gestört. Viele friedliche Bürger wurden durch bei dem abschließenden brutalen Knüppeleinsatz zum Teil schwer verletzt. Dies und andere ähnliche Polizeieinsätze an der Startbahn West haben  erheblich dazu beigetragen, dass Vertrauen der Bürger in die Politik der Hessischen Landesregierung zu erschüttern.

Ein weiteres wichtiges Ereignis, welches Sie in ihrem Artikel vergessen haben, ist die sogenannte "Nackten-Demonstration" am Samstag  nach der Räumung des Hüttendorfes. An diesem Tag (7. November 1981)  haben ca. 30.000 Menschen aus der Region und aus vielen Teilen Deutschlands friedlich im Flörsheimer Wald demonstriert, eine Delegation der Bürgerinitiativen  hat mit Teppichen den NATO-Stacheldrahtzaun überwunden und hat trotz der kalten Witterung und nur  sehr wenig Kleidung mit dem Hessischen Innenminister Gries über ein Moratorium bis zur Abgabe der Unterschriften für ein Volksbegehren gegen den Bau der Startbahn 18 West verhandelt.

Dies hatte Minister Gries den Demonstranten dann auch in Aussicht gestellt, die Hessische Landesregierung ist jedoch nicht darauf eingegangen und hat auf dem Flughafenausbau beharrt: obwohl am 14. November 1981 über 220.000 Unterschriften für die Einleitung eines Bürgerbegehrens/Bürgerentscheid zum  Bau der Startbahn West im Innenministerium abgegeben wurden. Damals fand die bisher größte Demonstration in der hessischen Geschichte mit 150.000 Teilnehmern in Wiesbaden statt.

Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass die Geschehnisse um die Räumung des Hüttendorfes, die "Nackten-Aktion" am 7. November, die Abgabe der Volksbegehrensunterschriften am 14. November und die Ereignisse am 15. November mit der Autobahnblockade  und anderen Demonstrationen rund den Flughafen Frankfurt innerhalb der Bürgerinitiativen kontrovers eingeschätzt wurden.

Widersprechen möchte ich der Behauptung in Ihrem Kommentar: "...muss in diesen Tagen seine Verantwortung erkennen und allenthalben daraufhin wirken, dass der Konflikt ein juristischer bleibt ." .

Die Frage der Flughafenerweiterung in Frankfurt ist die gesellschaftspolitische Entscheidung der hessischen Landespolitik und deshalb handelt es sich auch um einen politischen Konflikt.

Ich bin der Auffassung, dass die Rhein-Main-Region und ihre Bürger  bereits so hoch durch Fluglärm, Dreck und Abgase, den Verlust von Waldflächen und Naherholungsgebieten, die weitere Zersiedlung der Landschaft und einen erheblichen Flächenverbrauch beeinträchtigt sind , dass ein weiterer Flughafenausbau unverantwortlich ist.

Angesichts der sich immer deutlicher  abzeichnenden Klimakatastrophe ist die Zahl der Flugbewegungen zu begrenzen und die durch den Flugbetrieb entstehenden gesamtgesellschaftlichen Kosten sind auf die Luftverkehrswirtschaft umzulegen.

Umwelt- und Lebensqualität für die Bürger der Rhein-Main-Region sind also nicht nur auf juristischem Wege einzuklagen, hier ist eine nachhaltige Gesellschaftspolitik gefragt. Dafür können und sollten sich alle Bürger selbst einsetzen, die Bürgerinitiativen gegen den Flughafenausbau  in der Rhein-Main-Region freuen sich über zahlreiche neue Mitstreiter.

Mit freundlichen Grüßen

Dirk Treber

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Bündnis der Bürgerinitiativen
Kein Flughafenausbau - Für ein Nachtflugverbot von 22 - 06 Uhr