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Pfarrer Markus Buss von der evangelischen Kirchengemeinde Mörfelden:

Der Flughafen rückt näher" - Ansprache gegen Flughafenerweiterung bei der Waldbegehung am 26.4.2009

Liebe BürgerInnen, liebe FreundInnen!

Bereits im Januar 1999, als die Flughafenerweiterung neu diskutiert worden war, hat der Kirchenvorstand der Evangelischen Kirchengemeinde Mörfelden, für den ich hier spreche, den weiteren Ausbau eindeutig abgelehnt.

Heute, zehn Jahre später, hat sich an unserer Position nichts geändert - was aber die Erweiterung betrifft, so hat sich seitdem ja manches geändert...

Wir haben uns ja alle gerade hier umgesehen, und wenn ich mir das so anschaue, dann fällt mir ein Satz aus einem Klassiker der Weltliteratur ein; ein Satz, den Sie wohl alle kennen werden, egal welche weltanschauliche oder religiöse Überzeugung sie haben.

Es ist ein Satz aus der Bibel - ironischerweise aus dem 1. Schöpfungsbericht gleich am Anfang des AT im Buch Genesis. Da heißt es: ... "und die Erde war wüst und leer".

Genauso sieht's hier doch inzwischen aus! Das war vor wenigen Jahren noch ganz anders - deshalb möchte ich den Satz etwas verändern: "Die Erde ward wüst und leer..."

Und wenn ich' s nicht besser wüsste, würde ich denken: Wo sind wir hier eigentlich - und was ist hier passiert...?

Schon vor zehn Jahren also hat sich der Kirchenvorstand der Evangelischen Kirchengemeinde Mörfelden gegen eine Flughafenerweiterung ausgesprochen. - Die damaligen Argumente haben an ihrer Gültigkeit und Aktualität nichts verloren - und sie lauten im Wesentlichen wie folgt:

1) Eine Flughafenerweiterung ist aus ökonomischen und arbeitsplatzpolitischen Gründen nicht erforderlich, weil - wie die Erfahrung zeigt bzw. heute, nach zehn Jahren gezeigt hat - mehr als fraglich ist in welchem Umfang neue Arbeitsplätze geschaffen werden:

Von den im Jahr 2000 versprochenen 250.000 Arbeitsplätzen sind nur noch 10% übrig geblieben....

Darüber hinaus werden qualifizierte Arbeitsplätze im Umland vernichtet, während der Frachtverkehr Produktionsstätten ins Ausland verlagert und Billigimporte heimische Arbeitsplätze gefährden.

2) Aus ökologischen Gründen ist eine Flughafenerweiterung nicht vertretbar. Sie führt nämlich zu noch stärkerer Lärmbelastung und noch größerer Luftverschmutzung.

Die Landschaft wird restlos verbraucht, der Grundwasserhaushalt beeinträchtigt und der Boden kontaminiert.

Die natürlichen Lebensräume werden zerstört und ganz allgemein wird somit die Gesundheit gefährdet.

3) Eine Flughafenerweiterung ist aus außerdem aus sozialen Gründen nicht akzeptabel.

Denn sie hat zur Folge, dass die Arbeitswelt sich verändert und die soziale Struktur weiter aus dem Gleichgewicht gerät.

Dadurch werden Schichtdienst, Sonn- und Feiertagsarbeit zur Norm und soziale Kontakte und Bindungen gehen verloren, und die soziale Anonymität nimmt zu.

4) Und schließlich ist eine Flughafenerweiterung aus ethischen Gründen abzulehnen.

Sie bewirkt, dass Menschen an Wirtschaftsstandorten gegeneinander ausgespielt, unter Druck gesetzt und erpresst werden, was eine Steigerung sozialer Konfliktpotentiale bedeutet.

Außerdem bewirkt sie, dass Lebensqualität mit Konsum und materieller Freiheit verwechselt wird.

Dabei ist - gerade in den letzten zehn Jahren - überall auf der Welt deutlich geworden, dass das Lebensgefühl der ständigen Verfügbarkeit und der allgegenwärtige Flexibilitätsdruck und Mobilitätszwang die Lebensqualität beeinträchtigen und Menschen desorientieren.

Es ist eben nicht gut, wenn alles immer schneller gehen soll und immer noch mehr erreicht werden soll und noch mehr Flugzeuge fliegen sollen.

Abgesehen davon, dass die Prognosen für das zukünftige Passagieraufkommen ganz klar sinken, müsste spätestens die Finanz- und Weltwirtschaftskrise inzwischen gezeigt haben, dass es kein grenzenloses Wachstum gibt und dass ständiges Wachstum auch gar nicht gesund ist.

Menschen brauchen demgegenüber vor allem Lebensqualität!

Und genau diese ist aus christlicher Sicht ein wesentlicher Sinn des Lebens. Die Flughafenerweiterung berührt deshalb ganz grundsätzlich die Frage, wie und in welcher Welt wir eigentlich leben wollen?

Aber wo und wie steigt durch die Flughafenerweiterung die Lebensqualität? - Was verbessert sich denn für die Menschen, was verbessert sich für uns?

Die Argumente für den Ausbau verwechseln Profit für wenige mit Lebensqualität für alle.

Diese Haltung, in der wirtschaftliches Gewinnstreben zum alles bestimmenden Maßstab wird, und wo ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen ignoriert wird, ist aus der Sicht des christlichen Glaubens abzulehnen.

Diese Haltung missachtet und missversteht nämlich von Grund auf den christlichen Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung.

Die Schöpfung bewahren: Das ist ein jüdisch-christliches Lebensprinzip. Und das heißt anzuerkennen, wann Grenzen erreicht sind und wann Lebensräume unwiderruflich geschädigt werden und Lebensqualität dauerhaft verloren geht.

Um noch einmal auf die Schöpfungsgeschichte zurückzukommen, die ja mit der Vertreibung Adams und Evas aus dem Garten Eden endet:

Wir sind nicht nur aus dem Paradies vertrieben, sondern wir zerstören auch noch den Rest von dem, was uns geblieben ist und was wir bewahren sollen.

Zu was das führt, können wir ja hier nur all zu gut sehen: Dann wird die Erde wüst und leer!

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Bündnis der Bürgerinitiativen
Kein Flughafenausbau - Für ein Nachtflugverbot von 22 - 06 Uhr