Impressum Home Kontakt
  Worum geht's?  
  Darum geht's
Fakten + Argumente
Rückblick
 
  Aktuell  
  News
Termine
Presse
- BBI
- BUND
- Lesetipps
Links
Archiv
 
  Machen Sie mit!  
  Über Uns
Unsere Ziele
BI vor Ort
BI aktiv
Rechts-Institut
BI-Info
Resolutionen
Infomaterial
 
     
     
     
 



04. Februar 2013, Frankfurter Flughafen, Terminal 1

Neunundvierzigste Montagsdemonstration im Terminal


Rede von Brigitte Nötzel, Offenbach


Ich möchte Euch heute etwas zur Situation in Offenbach erzählen. Egal wie man zum Frankfurter Flughafen steht, es ist in höchstem Maße beschämend, wie in dieser Hinsicht mit Offenbach umgegangen wurde und wird.
Fast alle Flächen der Stadt wurden trotz ihrer langen Bestehensgeschichte seit Oktober 2011 und mit der Inbetriebnahme der Landebahn Nordwest durch eine Verordnung der hessischen Landesregierung zum „ Siedlungs-Beschränkungsbereich" erklärt .

Einen „ Schutz" für die Bevölkerung in dieser Kategorie von Lärmschutzzone erfährt die Stadt tatsächlich nur als gesetzliche Bauverbote für lärmsensible Einrichtungen wie Kitas, Schulen, Krankenhäuser und Altenheime. Privatleute dürfen nur aus- oder neu bauen, wenn sie auf eigene Kosten für passiven Schallschutz sorgen. Fast alle bereits bestehenden Häuser wie Schulen, Kitas und Altenheime haben keinerlei Anspruch auf Schallschutz. Die Einwohner Offenbachs, teilweise langzeitgewöhnt an die Einflugschneise der Süd- und Centerbahn, jetzt noch mit der Nordwestbahn überzogen, werden mit ihrer Belastung komplett alleine gelassen.

Wir sollen es hinnehmen, dass unser Leben ab dem Herbst 2011 unter einer Dauerbeschallung durch den Frankfurter Flughafen stattfindet. "Siedlungsbeschränkungsbereich" , d.h. allein, dass die Stadt nicht mehr wachsen soll und wird, dass nur der hier bleiben kann und soll, der keine andere Möglichkeit für sich sieht, hier wegzuziehen. Dies jedoch mit für den Einzelnen noch unüberschaubaren gesundheitlichen Folgen. Ab 2013 gilt der gesetzliche Anspruch auf einen Betreuungsplatz. Wie die Stadt Offenbach diesen Anspruch bei wachsenden Kinderzahlen erfüllen soll, wenn doch die hessischen Verordnungen einen Ausbau dieser Infrastruktur für Offenbach aufgrund der städtischen Lage in der Fluglärmschutzzone verbieten, ist also ungewiss.

Gedenkt das Land Hessen, Bürger zwangsauszusiedeln, bis die Einwohnerzahl wieder zu den Kita-Plätzen passt? Gedenkt das Land Hessen, die Einwohner Offenbachs zu vernachlässigen,
hat die Stadt doch ohnehin den höchsten Migrantenanteil aller hessischen Städte, sollen die Migranten doch froh sein über die Billiglohnarbeit am Flughafen. Wir sind der Superlativ an Überflogenen, nicht nur hessenweit, sondern auch deutschlandweit!

Eine von Fraport beauftragte PR-Agentur hat eine Kampagne unter dem Namen „Ja zu Fra" gegründet, die versucht all die, die über den unerträglichen Lärm klagen, als Flughafen-Gegner zu verunglimpfen. Aber Kritik an der Planung der Landebahn(en) ist in jedem Fall angesagt. Die Einflugschneisen führen direkt über jahrhundertealte Siedlungszentren wie Mainz, Offenbach, Mühlheim, Hanau. Diese Städte tragen die Lasten, während die Gewerbesteuer und die Gewinne von Fraport nur an wenige und an die Aktionäre gehen. Bei der Routenplanung wurden Alternativvorschläge der Stadt Offenbach in der Bauplanungsphase des Ausbaus noch nicht einmal geprüft. Trinken Sie Alkohol, sprechen sich aber klar gegen Alkoholexzesse aus? Natürlich ist es auch möglich, sich als gelegentlicher Nutzer des Flughafens über die entsetzlichen Lärm- und Schadstoffemissionen zu beklagen. Nur 25% der Passagiere kommen aus dem Rhein-Main-Gebiet. Die Mehrheit der Flugzeuginsassen kommt nach Frankfurt zum Umsteigen. Kein anderer Flughafen liegt so dicht an einem Ballungsraum und wird dennoch vor allem als „Rangier"-Flughafen frequentiert.

Ein gewinnorientierter Gewerbebetrieb, der für seine Anteilseigentümer damit Geld erwirtschaftet, dass er Verkehrsdienste für Passagiere anbietet, die zu 53% nur umsteigen wollen, sollte auch die Kosten für den Lärmschutz selbst tragen, wenn er gegen alle Vernunft & Jahrzehnte alte Widerstände an einem Vorkriegsstandort mitten im Ballungsraum festhält und keine Alternativen in Erwägung zieht!

Doch es soll nicht das Verursacherprinzip gelten. Schallschutzmaßnahmen im Rhein-Main-Gebiet sollen zum größten Teil durch einen Regionalfond, das heißt aus unseren Steuermitteln finanziert werden. Der Verteilungsschlüssel wurde dabei schon festgelegt. Obwohl in keiner anderen Kommune in Deutschland so viele Menschen in Lärmschutzzonen leben und lernen wie in Offenbach (von den 120.000 Einwohnern ca. 90.000, darunter 20.000 Kinder), erhält Offenbach noch nicht einmal 4% der Mittel aus der sogenannten Allianz für Lärmschutz, das sind 9,8 Mio Euro (und Fraport zahlt davon nur 10%).

Zum Vergleich (laut Fraport-eigenen Angaben):
- 160 Mio Euro wurden für naturschutzrechtliche Maßnahmen beim Bau der neuen Landebahn im Bannwaldgebiet für Aufforstung , Käferumsiedlung, u. ä . aufgewendet und
- 670 Mio Euro für den Umzug des Chemieunternehmens Ticona 2011.

Nein, mit diesem Taschengeld kann man uns nicht ruhig stellen! Und es wird noch lauter über Offenbach! Nicht nur steht die Steigerung der Überflüge von z.Z. 700 auf 1.000 täglich bis 2020 bevor, sondern als Maßnahme zum aktiven Lärmschutz, die die westlich vom Flughafen gelegenen Gemeinden entlasten soll, sollen nun bald bei jeder Wetterlage alle Anflüge von Osten eingelenkt werden. Die Rückenwindkomponente, die in Frankfurt schon einmal erhöht wurde und innerhalb Europas die höchste ist, soll demnächst noch weiter erhöht werden, sodass auch bei stärkerem Ostwind von 7 Knoten über Offenbach eingeflogen wird = 100% aller Anflüge entlang der drei Einflugschneisen statt an 210 jetzt an 260 Tagen und bald an 320 Tagen!!! im Jahr.

Wir wollen unseren Protest dagegen zeigen, dass die Fluglärmdichte über Offenbach es mehreren Kitas rechtlich verbietet, ihren lang vorbereiteten Erweiterungsbau in Angriff zu nehmen Wir fordern, dass es nicht länger ignoriert wird, in welchem Ausmaß Fraport - nicht nur in Offenbach - Schulen und andere "lärmsensible Einrichtungen" verlärmt und den Kindern eine gleichberechtigte Kindheit, Schulzeit und Zukunft nimmt.

Wir fordern:
echten aktiven Lärmschutz, nämlich eine strikte Einhaltung und Erweiterung des Nachtflugverbots auf die gesetzliche Nacht zur Sicherung von ausreichendem erholsamen Schlafstunden für Kinder, Erzieher, Eltern und alle Einwohner Offenbachs.
eine Begrenzung der Anzahl der Flugbewegungen auf 380.000.
und eine Beendigung der versteckten Subventionen für die Luftverkehrsindustrie durch fehlende Besteuerung von Kerosin und fehlende Anwendung des Verursacherprinzips bei den Kosten des Fluglärms. Wir in Offenbach - stellvertretend für alle anderen betroffenen Siedlungsgebiete - fordern eine Neubewertung der seit Oktober 2011 entstandenen Situation, die uns hier im Rhein-Main-Gebiet nicht mehr menschenwürdig und sicher leben lässt.
Wir fordern die Schließung der Nordwest-Landebahn!


zurück zur Startseite
zurück Meldungen aus dem ersten Viertejahr 2013
zurück zur Archivübersicht

 


     


Bündnis der Bürgerinitiativen
Kein Flughafenausbau - Für ein Nachtflugverbot von 22 - 06 Uhr