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12. Dezember 2016, Frankfurter Flughafen, Terminal 1

Einhundertfünfundneunzigste Montagsdemonstration

Pfarrerin Silke Alves-Christe,Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde in Frankfurt-Sachsenhausen

 

Liebe Mitstreiter!

Als ich vor mehr als 3 ½ Jahren zum ersten Mal gebeten wurde, bei einer der Montagsdemonstrationen im Terminal 1 eine Rede zu halten, da hatte ich damals über die 10 Gebote gesprochen. Die biblischen 10 Gebote wurden den Menschen gegeben, damit sie ihr Leben in Freiheit führen können. Wer nach ihnen lebt, respektiert auch die Freiheit des Anderen. Genau das wünschen wir uns: unser Leben in Freiheit zu gestalten und nicht fremdbestimmt und beherrscht zu werden von den ständigen Überflügen.

Ich will heute nicht über alle 10, sondern nur über 3 der 10 Gebote sprechen, zuerst über das 4., dann über das 8. und zum Schluss über das 1. Gebot.

Das vierte Gebot: Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.

Das vierte Gebot hatte ich bei meiner ersten Rede hier ausgelassen, weil ich bei ihm keinen Bezug zu unserer Thematik erkennen konnte.

Inzwischen war ich mehrfach in Flörsheim und habe einen tieferen Einblick in die Problematik dort gewonnen und möchte darum von einem Gespräch erzählen.

Das fand nicht in Flörsheim statt, sondern vor dem Kloster Eberbach bei unserer Demonstration vor dem Rheingau-Musik-Festival:

Ein Konzertbesucher machte sich mir gegenüber darüber lustig, dass beim dem Flörsheimer Casa-Programm Familien ihre Häuser an Fraport verkaufen, aber dann doch zur Miete darin wohnen bleiben. Das war für ihn ein Beweis, dass es so schlimm ja wohl nicht sein kann.

Ich erzählte ihm daraufhin von einer Familie, die es genauso gemacht hatte, wie er sagte, die dringend weg will aus der extremen Überflugbelastung. Für die junge Familie ist aber eines völlig klar: Solange der schon recht alte Vater in Flörsheim lebt, der seine Heimat auf keinen Fall verlassen will und keine Kraft mehr hat für einen Neubeginn, solange werden sie alle in Flörsheim bleiben, um im Alter in seiner Nähe zu sein.

Als dieser Kritiker hörte, wie andere Menschen das 4. Gebot erfüllen, da war er doch sichtlich erstaunt, auf welch tönernen Füßen sein Vorurteil stand.

Das achte Gebot: Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.

Sie alle wissen, wie viele Lügen, gefälschte Statistiken, Gefälligkeitsgutachten, geschönte Berechnungen, gebrochene Versprechen und falsche Versprechungen diese Landebahn überhaupt erst möglich gemacht haben. Eine Landebahn, die auf so viel Lug und Trug gebaut ist, darf keinen Bestand haben. Eine Fehlentscheidung wird nicht dadurch richtig, daß sie teuer war.

Zum Gebot, kein falsches Zeugnis zu reden über andere Menschen, möchte ich ergänzen, dass über uns, die wir einen ungebremsten Ausbau des Frankfurter Flughafens für unverantwortlich halten, auch so manches falsche Zeugnis verbreitet wird. Für mich fängt das schon an, wenn wir als „Flughafengegner“ betitelt oder gar beschimpft werden.

Ich bin bei all den Demonstrationen und Aktionen noch nie einem Flughafengegner über den Weg gelaufen. Wir demonstrieren nicht gegen einen Flughafen in einem raumverträglichen Maß, sondern sind der Ansicht, dass ein völlig überdimensionierter, raumunverträglicher, grenzenloser Ausbau mitten in einer dicht besiedelten Region nicht verantwortet werden kann.

Als falsches Zeugnis über uns Gegner eines unbegrenzten Ausbaus empfinde ich auch die Aussage: „Na, dann dürfte ja niemand mehr fliegen!“ Oder diesen plumpen Vorwurf: „Die fliegen doch selbst ständig in Urlaub – und kommen dann montags zum Demonstrieren!“

Wie leicht machen es sich unsere Kritiker: Als ob es nur ganz oder gar nicht gäbe!

Wir kritisieren nicht einen maßvoll geplanten Flughafen, der unserer Region dient, sondern bekämpfen ein riesiges Umsteigedrehkreuz mitten im Rhein-Main-Gebiet, das für diesen Standort unvergleichlich viele Nachteile für so viele Menschen bringt, aber vergleichsweise wenige Vorteile für sehr wenige, die daran verdienen.

Statt falsches Zeugnis über uns zu verbreiten, wünschte ich mir, dass uns zugehört wird, wenn wir Zeugnis geben von der unerträglichen Überflugbelastung.

 

Das erste Gebot:

Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst nicht andere Götter haben neben mir.

Was hat denn der Streit um die fehlgeplante Landebahn mit Gott zu tun oder gar mit anderen Göttern?

Martin Luther hat zum ersten Gebot erklärt: Das, woran Du Dein Herz hängst, das ist eigentlich Dein Gott. Also: Was Du absolut setzt, was Du an die erste Stelle setzt, das ist eigentlich Dein Gott. In diesem Sinne behaupte ich:

Viele Wirtschaftsunternehmer unserer Tage haben einen erstaunlich festen, unerschütterlichen Glauben. Sie glauben unbeirrbar an ein nicht endendes Wachstum. Sie glauben, dass es immer so weitergehen kann mit ihrer Gewinnmaximierung. Ihr Götzendienst ist die Anbetung von Geld, Gewinn und Rendite. Sie sind vernarrt in ihren Profit.

Die Bibel nennt solche Götter Mammon und sagt: Du kannst nicht Gott dienen und dem Mammon. Wir alle hier sind Opfer eines solchen Irrglaubens, einer solchen Vergötterung des Wachstums. Menschen, die eine Wachstumsideologie als Götzen anbeten, verlieren den Blick dafür, wie sehr sie anderen Menschen Schaden zufügen.

Das erste Gebot ist für mich in der Auseinandersetzung um den ungezügelten Flughafenausbau immer zentraler geworden.

Die Aufforderung, Gott an die erste Stelle zu setzen und nichts und niemanden neben oder gar über Gott zu setzen, kann uns davor bewahren, uns irgendwelchen weltlichen Mächten quasi gottergeben zu unterwerfen. Ich bin sehr dankbar für die Freiheit, die das erste Gebot mir schenkt.

Wenn Befürworter des Flughafenausbaus einen ungebremsten Wachstumswahn absolut setzen, und gar nicht in der Lage sind, in anderen Kategorien zu denken, dann macht das auf mich überhaupt keinen Eindruck.

Wenn Gesprächspartner, die unserem bleibenden Engagement gegen die Überflugbelastung keinerlei Erfolgsaussichten zutrauen, geradezu fatalistisch und schicksalsergeben allein an die Macht von Wirtschaft und Technik und Geld glauben, dann macht diese unbeirrbare Ergebenheit in die Macht des Geldes auf mich überhaupt keinen Eindruck.

Durch das erste Gebot wird alles andere auf dieser Erde relativiert, d.h. an den ihm von Gott gegebenen Platz gestellt: Nichts auf dieser Welt darf vergöttert werden. Nichts auf dieser Welt darf gottgleich verehrt und angebetet werden. Vor nichts auf dieser Welt müssen wir in Ehrfurcht erstarren. Das erste Gebot will uns davor bewahren, den Herren dieser Welt einen absoluten Rang zuzuerkennen.

Das erste Gebot bewahrt übrigens auch uns zum Teil sehr engagierte Ausbaugegner davor, unser Engagement gegen die Überflugbelastung an die erste Stelle in unserem Leben zu setzen. Unser Einsatz ist wichtig und gut, aber er darf nicht über allen anderen Dingen stehen, er darf unser Leben nicht absolut bestimmen. Das erste Gebot will uns davon befreien, dass uns etwas ganz gefangen nimmt und alles beansprucht.

Darum ist es sehr gut, dass die Weihnachtsferien bevorstehen, in denen andere Themen an die erste Stelle gesetzt werden.

Aber nach den Weihnachtsferien werden wir wiederkommen, denn wir können nicht zulassen, dass die Flieger über unseren Köpfen uns ständig abbringen von dem, was uns eigentlich wichtig ist im Leben. Wir werden niemals akzeptieren, dass wir so fremdbestimmt leben müssen!

Wir werden weiter darum kämpfen, endlich wieder ein Leben in Freiheit zu führen.

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Bündnis der Bürgerinitiativen
Kein Flughafenausbau - Für ein Nachtflugverbot von 22 - 06 Uhr