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19. Dezember 2016, Frankfurter Flughafen, Terminal 1

Einhundertsechsundneunzigste Montagsdemonstration

Die Weihnachtsdemo


Werner Portugall
(Stadtdekan der katholischen Gemeinden im Frankfurter Süden)

Lied: Alle Jahre wieder...

Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,

zum 196. Mal sind Sie an einem Montag hier zusammen gekommen. Am Abend des 19. Dezember 2016, wenige Tage vor Weihnachten: mit der gleichen Haltung, dem gleichen Ziel wie damals, als nach der Eröffnung der Nordwest-Landebahn am 21. Oktober 2011 die erste Montags-Demo am 14. November des gleichen Jahres hier stattfand. Es gibt sie eben noch, die guten Dinge! Eine Protestbewegung, die als Avantgarde begann, hat längst eigene Bräuche, Traditionen und Rituale ausgebildet. Irgendwie hat unsere letzte Demo im Jahr immer auch etwas von einer Weihnachtsfeier. Sie lädt ein, in der Chronik zu blättern, die unserem Protest historische Tiefe gibt und einen manchmal staunen lässt...mit geballter Faust, aber klarem und nüchternem Kopf.

„In der Kleinstadt Mörfelden im Kreis Groß-Gerau gründeten Bürger aus den Gemeinden Kelsterbach, Walldorf, Mörfelden, Egelsbach und Groß-Gerau am 27. April 1965 eine „Interessengemeinschaft zur Bekämpfung des Fluglärms e. V.“ (IGF), die sich als private Initiative gegen den Ausbau des Rhein-Main-Flughafens und Interessenvertretung der in der Umgebung des Flughafens lebenden Menschen verstand.

Mitglieder der IGF initiierten 1967 die Gründung einer „Bundesvereinigung gegen Fluglärm“, die im Herbst 1967 als Zusammenschluss von sechs lokalen Initiativen entstand und ihrerseits 1970 zum Kern der „Rhein-Main-Aktion gegen Umweltzerstörung“ wurde.“

So heisst es in einem historischen Rückblick des Landes Hessen auf die Geschichte des Widerstandes gegen die Ausbaupläne am Frankfurter Flughafen in den frühen Sechziger Jahren.
hier der Link
Es ist die lange Zeit der Planung der Startbahn West. Mit ihrer Konkretion formiert sich der Protest und weitet sich aus. Ende 1978 wird die BI gegen Fluglärm hier in Frankfurt gegründet. Sie schreibt sich damals die zentrale Forderung auf die Fahnen: „Keine Startbahn 18 West und Nachtflugverbot von 22.00 bis 6.00 Uhr!“ Als die Situation des Konflikts 1987 endgültig eskaliert und Menschenleben fordert, implodiert der Widerstand eingeschüchtert, aber er versiegt nicht. Mit der Eröffnung der Nordwestlandebahn am 21. Oktober 2011 beginnt ein neues Kapitel des Widerstandes. Am 14.11. 2011 kommen zum ersten Mal Menschen zur Montagsdemo hier zusammen. Damit beginnt, liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter, in diesem fatalen Staffellauf unser Kapitel. Es ist das Kapitel der regelmäßigen Kundgebungen, der vielen Klagen, Gutachten und des langen Marschs durch die Institutionen. Es ist das Kapitel der Erneuerung, Vertiefung und Europäisierung des Protestes. Es ist ein Kapitel des nachhaltig-gewaltlosen Widerstandes gegen eine aggressiv kapitalistische Blase, die die Aufschrift FRAPORT-AG trägt.

Der Protest gegen die Pläne des Ausbaus und der Lärmbelästigung versammelt inzwischen Menschen, Fachleute und MandatsträgerInnen aus allen gesellschaftlichen Milieus. Wir sind verbunden durch die nachbarschaftliche Nähe zum Flughafen, den wir nicht prinzipiell bekämpfen. Aber wir verteidigen das Grundrecht auf persönliche Unversehrtheit, wenn wir hier stellvertretend für alle zusammenkommen, die der Flughafenausbau mit seinen ökologischen Folgen krank macht.

Weil aber Weihnachten in der Luft liegt, jedenfalls dort, wo die Luft rein ist und still, will ich nicht versäumen, auch der FRAPORT einmal Danke zu sagen. Denn eines ist ihr ja gelungen: Nachhaltig Menschen über alle sonstigen gesellschaftlichen Zentrifugalkräfte hinaus zusammen-zuführen. Die wahrhaft demokratische Dimension unserer Protestbewegung verdankt sich vermutlich unbeabsichtigt, aber ziemlich effektiv, der Ignoranz eines allein auf seine Gewinnmaximierung konzentrierten Ruhestörers. Danke, Fraport! Dafür singen wir dem Konzern ein Lied:

 

- Pause: Lied. Still, Still, Still...weils Kindlein schlafen will.

Weihnachten ist im Kommen. Ein Fest mit Tradition. im Kern formuliert es eine Botschaft, die eine allzu behagliche Gemütlichkeit stört. Das Zeichen des Kindes anstelle des „starken Mannes“ führt schon vor 2000 Jahren dazu, dass Herodes und alle Lobbyisten bei Hofe zutiefst erschrecken. Weil Menschen darauf vertrauen könnten, dass das, was abhängig, eigentlich ohnmächtig und ziemlich gefährdet ist (wie so ein Baby armer Leute) zum Impuls einer Wende werden könnte, deshalb kommt es zum Konflikt mit den herrschenden Interessen, damals wie heute.

Es macht mir aus der harmlosen, alltäglichen Geste - wenn ich morgens um 5.00h aufstehe, um die Fenster meiner Wohnung zu schließen - ein Ritual der Vergegenwärtigung: dass jede Stunde zählt, und manche Stunde eben mehr als andere. Es lässt mich daran denken, dass es Protestleute gibt, die unverdrossen aufstehen werden, bis wir alle wieder ein wenig mehr Lufthoheit gewonnen haben - in Fragen Lebensqualität. Vielleicht braucht das 21. Jahrhundert ökologisch nicht nur „Naturschutzgebiete“, sondern auch Schutzzonen der Stille und Schutzzonen der Dunkelheit. Nicht nur in der stillen und heiligen Nacht! Nicht nur weit draußen in irgendeinem Nationalpark, sondern mitten in den Ballungsräumen, als definierter Bestandteil des öffentlichen Raums, auch in der Gestaltung gemeinsam eingehaltener Ruhezeiten. Unser Protest, dessen aktuelle Ziele vor beinahe 40 Jahren, in ihrem Kern bereits vor über 50 Jahren formuliert wurden, hat nichts an Aktualität und Relevanz für eine lebenswerte Zukunft der Menschen dieser Region und weit über sie hinaus verloren. Ich hoffe und wünsche uns allen, dass wir erleben dürfen, wie die nächste Stunde kommt. Ich meine die Stunde, in der wir morgens staunend am Fenster stehen, weil wir es nicht mehr schließen müssen. Nachtflugverbot von 22h bis 6.00h! Das bleibt ein zentrales Anliegen unseres Protestes. Es bleibt auch für 2017 ein guter Grund, Montags abends hier aufzutreten. In diesem Sinne:

Unverdrossene Weihnachten!

Lied: Gloria in excelsis Deo...


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Bündnis der Bürgerinitiativen
Kein Flughafenausbau - Für ein Nachtflugverbot von 22 - 06 Uhr