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28. August 2017, Frankfurter Flughafen, Terminal 1

Zweihundertneunzehnte Montagsdemonstration
Rolle der staatlichen Fraport-Eigentümer kritisch beleuchtet

Hans Schinke

Guten Abend liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,

ich möchte heute Abend nur über zwei Themen reden

  1. Die Low Cost Carrier und die Folgen

  2. Das Versagen der Mehrheitseigentümer Land Hessen und Stadt Frankfurt in der Flughafenpolitik

Ich komme zum ersten Thema: Die Low Cost Carrier und die Folgen

1. Folge: Absenkung der Sozialstandards

'My staff is my most important asset.' Bullshit. Staff is usually your biggest cost. We all employ some lazy bastards who needs a kick up the backside, but no one can bring themselves to admit it.", soll Ryanair-Chef Michael O’Leary vor MBA-Studenten einmal gesagt haben. In einer sehenswerten Dokumentation über die Billigflieger hat die ARD diesen Satz undementiert wie folgt übersetzt: „"Heute müssen Unternehmen-Chefs sagen 'Unsere Beschäftigten sind unser wichtigstes Asset'. Was ein Schwachsinn. Die Beschäftigten sind unser größter Kostenblock und viele sind so faul, dass wir sie ständig in den Hintern treten müssen. Das denkt eigentlich jeder Chef, aber keiner will es zugeben.“

Nach allem, was bislang bekannt ist, gehört es zur ausdrücklichen Unternehmensstrategie von Ryanair, mit Hilfe ausgeklügelter Vertragswerke jede sich legal bietende Lücke in der europäischen Steuer- und Sozialgesetzgebung zu nutzen, um auch in Deutschland nach Möglichkeit die Zahlung von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen zu vermeiden. Getreu ihrer menschenverachtenden Unternehmensphilosophie werden die Beschäftigten von Ryanair gnadenlos ausgebeutet. Es gibt zum Beispiel junge Piloten, die zahlen sogar noch für den Platz im Cockpit, damit sie auf ihre vorgeschriebenen Flugstunden kommen. Was sind die Folgen? Eine Folge ist, dass jetzt auch bei dem Lufthansa Billigableger Eurowings die Löhne und Beschäftigungsbedingungen auf breiter Front abgesenkt werden, um in dem brutalen Wettbewerb überhaupt überleben zu können. Die andere Folge ist, dass auch die Kernsegmente Ground Handling und Aviation, also die klassischen Bodenverkehrsdienste, von Fraport weiter unter Druck kommen.

Der Staat müsste doch eigentlich froh sein, wenn es noch seriöse Fluggesellschaften wie die Lufthansa gibt, die ihre Beschäftigten nach Tarif bezahlen und ihre Leute gut behandeln. Stattdessen schämt sich Ministerpräsident Bouffier nicht, diese Halsabschneider aus Irland auch noch offiziell zu begrüßen und in Frankfurt willkommen zu heißen. Pfui Teufel!! Shame on you, Mister President!!!

Nicht irgendeine gesichtslose Globalisierung, die den Arbeitnehmern immer wieder als Drohung vor die Nase gehalten wird, ist schuld daran, wenn sich die Löhne und Sozialstandards beim Personal am Boden und in der Luft im freien Fall befinden. Hinter der hässlichen Fratze der Globalisierung versteckt sich hier in Wirklichkeit die CDU-geführte Hessische Landesregierung mit Volker Bouffier an der Spitze. Sie, sie sind ganz konkret dafür verantwortlich, wenn sich die Löhne und Sozialstandards beim Personal am Boden und in der Luft im freien Fall befinden. Und diese Partei plakatiert jetzt im Wahlkampf „Gute Löhne für gute Arbeit.“ Verlogener geht’s wirklich nicht!!!

Allerdings ist die Fraport AG an der ganzen Situation nicht ganz unschuldig. Interessengeleitet, interessengeleitet hat sie die Entwicklung der Flugbewegungen zu optimistisch prognostiziert und demzufolge die Marktdynamik der Low-Cost-Carrier völlig falsch eingeschätzt. So war die Fraport AG bei ihrer ursprünglichen, im Herbst 2004 mit dem Antrag auf Bau einer neuen Landebahn eingereichten Schätzung von einer Entwicklung bis 2015 von rund 660.000 Flugbewegungen und 80 Millionen Passagieren per anno ausgegangen. 468.153 Flugbewegungen und 61 Mio. Passagiere sind es aber in der Praxis in 2015 nur geworden. Im September 2014 musste die Fraport AG mit neuen Gutachten überdies ihre Prognose für 2020 mit damals 701.000 Flugbewegungen auf neu 529.000 bzw. 526.000 drastisch nach unten korrigieren. Diese peinlichen Korrekturen sind eine schallende Ohrfeige für die beauftragten Institute Intraplan und MKmetric und für uns ausbaukritischen Bürger überdies ein weiterer Beweis dafür, dass aus einem Kaffeesatz ja auch nur eine dünne Brühe heraus rinnen kann!!!

2.Folge: Die Re-Finanzierung von Terminal 3 ist gefährdet

Das 3 Mrd. Euro Investment für T3 war neben dem Wachstum des Luftverkehrs vor allem begründet worden mit dem hohen Komfort, den man Passagieren aus aller Welt in Zukunft bieten müsse. Eine Abfertigung auf dem Vorfeld - wie in Dritte-Welt-Ländern üblich - sei den Fraport-Kunden nicht länger zuzumuten, so Fraportchef Schulte. Außerdem entstünde mit T3 ein innovatives Abfertigungsgebäude als „Visitenkarte für die Region“, das beim Kundenservice, der Qualität und den käuferorientierten „Marktplätzen“ mit insgesamt 9.800 Quadratmetern neue Maßstäbe setzen werde. Alles Schnee von gestern. Wie aus dem Nichts wird jetzt mit Flugsteig G ein Billigterminal für kalkulierte 200 Mio. Euro aus Fertigbauteilen aus dem Hut gezaubert, das 2020 in Betrieb gehen soll. Fraportchef Schulte hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass für die Refinanzierung solcher Großprojekte die Einnahmen aus den Ladengeschäften gebraucht werden. Angestrebt wird immer noch ein Netto-Retailerlös pro Fluggast von 4 Euro aus dem Umsatz der Ladengeschäfte. Davon ist man allerdings zurzeit immer noch weit entfernt. Der Netto-Retailerlös pro Fluggast ist von 3,62 Euro im Geschäftsjahr 2015 auf 3,49 Euro in 2016 weiter abgesunken. Dieser Netto-Retailerlös pro Fluggast wird aber noch weiter sinken, wenn erst einmal die Low-Cost Passagiere durch den Flugsteig G strömen, denn die sind mindestens genauso geizig wie ihre Carrier.

Auch Low-Cost Passagiere müssten essen und trinken, hält Fraport-Chef Schulte den Skeptikern tapfer entgegen. Er nennt das „Unser food and beverage Geschäft“. Wie aber mit dem, was da aus Coffee to go, belegten Brötchen und Limo bei Fraport hängen bleibt, ein Milliardeninvestment re-finanziert werden soll, das bleibt sein persönliches Geheimnis. Die größten Einzeleigentümer, das Land Hessen und die Stadt Frankfurt, müssten sich ob dieser Perspektive allergrößte Sorgen machen. Stattdessen lässt Ministerpräsident Bouffier auf Anfrage wissen: „Ich glaube darüber hinaus, dass es sogar kontraproduktiv ist, wenn sich die Politik in die Ausrichtung eines Unternehmens (egal welche Branche) ungefragt einmischt.“ Das sagt der Vertreter des Landes Hessen, das mit über 31% an der Fraport AG beteiligt ist. Eine solche Einstellung ist völlig inkompetent, hochgradig verantwortungslos und grob fahrlässig, werte Mitstreiterinnen und Mitstreiter!!!! Außerdem spricht die derzeitige massive Einmischung der Politik in den Air-Berlin-Konkurs eine völlig andere Sprache.

3. Folge: Mit den Low-Cost-Carriern belastet Fraport die Systempartnerschaft mit Lufthansa und setzt seinen Ruf als Premiumanbieter von Luftverkehrsleistungen aufs Spiel

Mit der Einladung an Ryanair hat Fraport ihren wichtigsten und größten Stammkunden in Frankfurt vor den Kopf gestoßen und die Systempartnerschaft mit der Lufthansa schwer belastet. „Lufthansa will in Frankfurt weiter wachsen. Das geht aber nur gemeinsam mit Fraport – die Umsteigequalität durch Dumping-Angebote an Konkurrenten zu gefährden, ist kontraproduktiv.“ Der Flughafen Frankfurt hat sich bislang positioniert und vermarktet als Premiumdienstleister und seine gesamte Organisations- und Kostenstruktur darauf abgestellt. Ein Discountsegment unter dem gleichen Dach ist ruf- und geschäftsschädigend. Kein vernünftiger Mensch käme doch auf die Idee, im Luxus-‚Kaufhaus des Westens’ (KdW) in Berlin einen Aldi-Laden aufzumachen!!! Fraportchef Schulte dagegen schon. Man darf gespannt sein, ob sich die Fraport AG mit diesem radikalen Strategiewechsel nicht letztendlich selbst den Ast absägt, auf dem sie sitzt. „Premium und Discount unter einem Dach. Das geht nicht gut, denn das gibt Krach!!“

4. Folge: Die Einladung der Low-Cost-Carrier nach Frankfurt ist das Aus für Kassel Airport
Wie sieht die Situation am Kassel Airport aktuell aus? 2015 zählte Kassel Airport 65.000 Passagiere. 561.000 Fluggäste sollten es nach der Prognose des Münchener Unternehmens Intraplan Consult GmbH aus dem Jahre 2005 aber eigentlich sein. Die Passagierzahlen befinden sich weiter im freien Fall und liegen für 2016 nur noch bei 54.822. Eine seriöse und tragfähige wirtschaftliche Perspektive für den Airport ist nicht erkennbar. "Es gibt keine Nachfrage für diesen Flughafen", urteilt der Geschäftsführer des Flughafens Paderborn, Elmar Kleinert, über Kassel-Calden. "Genauso gut könnte man in einem veganen Dorf in der Eifel eine Metzgerei aufmachen." Kassel Airport hat 282 Mio. Euro gekostet und seit Eröffnung im April 2013 inzwischen rund 30 Mio. Euro Verluste eingeflogen. Da sind die 3,4 Mio. Euro noch nicht einmal mit gerechnet, die das Land Hessen jährlich für die Sicherheit am Flughafen übernimmt. Trotzdem, trotzdem hält der Hessische Finanzminister und Vorsitzende des Aufsichtsrates der Flughafen GmbH Kassel, Dr. Thomas Schäfer, Kassel-Calden weiterhin „für ein grundsolides und hervorragend administriertes Projekt, das am Ende auch dauerhaft wirtschaftlich betrieben werden kann“. Und ausgerechnet dieser Traumtänzer soll noch in 2017 über die Schließung oder Fortführung des Flugbetriebs entscheiden. Da hat man in Wiesbaden weiß Gott den berühmten Bock zum Gärtner gemacht!!! Und anstatt Kassel Airport mit den Low Cost Carriern eine tragfähige wirtschaftliche Perspektive zu bieten, heißt ausgerechnet der Chef des Finanzministers, nämlich Ministerpräsident Bouffier, die Low-Cost-Carrier in Frankfurt ausdrücklich willkommen, gräbt damit Kassel Airport, an dem das Land Hessen mit immerhin 68% beteiligt ist, das Wasser ab und lässt zu, dass dieser Flughafen nun endgültig an die Wand gefahren wird. Dümmer geht’s eigentlich nicht mehr!!!


Ich komme jetzt zum zweiten Thema:
Das Versagen der Mehrheitseigentümer Land Hessen und Stadt Frankfurt in der Flughafenpolitik

Ist die CDU-geführte Hessische Landesregierung beim Flughafen Frankfurt zu politischer Impotenz verurteilt? Nein, ist sie keineswegs. Dazu zwei Beispiele. Am 31. August 2009 hatten der Betreiber des Flughafens Eberswalde-Finow und Ryanair bereits eine Übereinkunft über die Abfertigung von jährlich 3,5 Millionen Passagieren unterschrieben, als ihnen die Landesregierungen von Berlin und Brandenburg mit der Änderung des Landesentwicklungsplans einen Strich durch die Rechnung machten, um einen unliebsamen Konkurrenten zum immer noch nicht fertig gestellten Flughafen Berlin-Brandenburg auf bürokratischem Weg auszuschalten. Im krassen Gegensatz dazu steht die Aussage der CDU-geführten Hessischen Landesregierung: „Jede Fluggesellschaft entscheidet autonom, welchen Flughafen sie anfliegt. Ein Flughafenbetreiber hat hierauf ebenso wenig Einflussmöglichkeiten wie die Landespolitik.“ Lüge, Dummheit oder politische Impotenz? Man weiß es nicht. Zweites Beispiel: In diesem Jahr hat sich der amerikanische Finanzinvestor Cerberus für 700 Mio. Euro bei der Commerzbank einkauft und ist jetzt mit 5,01% nach der Bundesrepublik Deutschland der größte Einzeleigentümer. Und obwohl er nur einen einzigen Aufsichtsratssitz anstreben soll, läuten bei dem Vorstand der Bank bereits jetzt alle Alarmglocken. Und was sagt die Hessische Landesregierung, die mit über 31% an der Fraport beteiligt und zusammen mit der Stadt Frankfurt mit immerhin 5 Mitgliedern im 20-köpfigen Aufsichtsrat vertreten ist?: „Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass die Möglichkeit des Landes, über seine Aktienbeteiligung auf die Firmenpolitik der Fraport AG Einfluss zu nehmen, beschränkt ist. Der Vorstand einer Aktiengesellschaft ist kraft Gesetzes weisungsunabhängig und - auch im Interesse der übrigen Aktionäre - allein dem Wohl der Gesellschaft verpflichtet…. Ich glaube darüber hinaus, dass es sogar kontraproduktiv ist, wenn sich die Politik in die Ausrichtung eines Unternehmens (egal welche Branche) ungefragt einmischt.“ Die Fondsmanager von Cerberus dürften sich schier totlachen über ein solch stümperhaftes Beteiligungsmanagement. Cerberus ist der aggressive Höllenhund aus der griechischen Mythologie. Demgegenüber müssten die Beteiligungen des Landes Hessen und der Stadt Frankfurt „Handkäs“ und „Musik“ heißen, weil hier außer heißer Luft nichts abgelassen wird!!!

Wie auch, wie auch bei den wichtigsten politischen Akteuren? Da ist erstens ein Frankfurter Oberbürgermeister, der im Fraport-Geschäftsbericht immerhin formell als Aufsichtsratsmitglied gelistet ist. Da ist zweitens ein lustloser, vielleicht auch völlig überforderter Aufsichtsratsvorsitzender Weimar, der noch nicht einmal in der Lage ist, einen ihm vorgelegten Text in der Hauptversammlung fehlerfrei vorzulesen. Da ist drittens ein Finanzminister Schäfer, der den chronisch defizitären und völlig überflüssigen Airport Kassel noch immer für ein grundsolides und hervorragend administriertes Projekt hält. Und da ist nicht zuletzt ein Ministerpräsident Bouffier, der die Halsabschneider aus Irland in Frankfurt auch noch herzlich willkommen heißt und damit dem Airport Kassel endgültig den Ast absägt!!!

Mein persönlicher Fazit zur Flughafenpolitik: Weil die öffentlichen Anteilseigner, das Land Hessen und die Stadt Frankfurt, keine Strategie haben und anscheinend nicht einmal eine Ahnung davon, was sie mit ihren Anteilen überhaupt anfangen sollen, lassen sie sich allzu gerne vom Fraport-Vorstand am Nasenring durch die Manege führen, weil sie dann wenigstens wissen, wo sie hin treten sollen. Deshalb plappern sie ja auch ungeprüft alles nach, was der Fraport-Vorstand ihnen an Papieren vorlegt. Die Vertreter von Hessen und Frankfurt sollten unverzüglich ein Praktikum bei Cerberus machen, damit sie endlich mal lernen, wie professionelles Beteiligungsmanagement eigentlich geht!!

Ich komme jetzt zum Schluss.
Ministerpräsident Volker Bouffier hat von zwei FAZ-Journalisten ein Buch über sich schreiben lassen mit dem unglaublich verlogenen Titel „Ich will jeden Tag die Welt ein bisschen besser machen.“ Jetzt versteht man auch die Redewendung „Der lügt wie gedruckt.“

Herr Ministerpräsident, wenn Sie noch keine Idee haben, wie Sie morgen die Welt ein bisschen besser machen können. Ich hab’ sie: Ei, trete Se doch einfach zurück!!!!

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und Ihre Geduld.

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