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26. Februar 2018, Frankfurter Flughafen, Terminal 1

Zweihundertneununddreißigste Montagsdemonstration

Hans Schinke
Update Faktencheck – Fraport und der Flughafen

Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,

Heute geht es um ein Update zum „Faktencheck Fraport und der Flughafen“. Ich sage Ihnen nichts grundsätzlich Neues. Ich wiederhole einfach nur noch einmal ein paar auf den aktuellen Stand gebrachte Grundtatsachen, damit Sie bei der Diskussion über den Ausbau des Flughafens Rede und Antwort stehen können.

1.Die Fraport AG – Der ökonomische Scheinriese
Zweifellos ist der Flughafen als international aufgestelltes Logistikzentrum wegen seiner Wertschöpfung, durch seine Investitionen und durch die von ihm erzeugten Einkommen ein ökonomisches Schwergewicht mit einer großen Strahlkraft in die Rhein-Main Region hinein. Und doch habe ich die Fraport AG bereits in einem früheren Redebeitrag als ökonomischen Scheinriesen bezeichnet, weil die eigene Propagandaabteilung den Flughafenbetreiber medial viel größer erscheinen lässt als er tatsächlich ist. Je näher man ihm kommt, desto mehr schrumpft er, weil die Fakten eine ganz andere Sprache sprechen. Kann denn Fraport bei wichtigen ökonomischen Kernziffern tatsächlich punkten?

Erste Kennziffer Beschäftigte. Ist die Fraport AG Hessens größter Arbeitgeber? Nein, der größte Arbeitgeber in Hessen war nach dem Hessen Report 2015 die Lufthansa AG mit damals 37.400 Beschäftigten, gefolgt von der REWE Group mit 29.000 und der Deutschen Bahn AG mit 25.100. Erst dann kam die Fraport AG mit 20.700 Beschäftigten. Diese Zahl sank zudem im Geschäftsjahr 2016 auf durchschnittlich 20.322 Konzernbeschäftigte. An dem undankbaren Platz vier dürfte sich in der Zwischenzeit nichts geändert haben.

Zweite Kennziffer Umsatz. Ist die Fraport AG dann wenigstens das umsatzstärkste Unternehmen in Hessen? Nein, mit 2,6 Mrd. Umsatz in 2016 kommt die Fraport AG noch lange nicht auf Rang 1. Vor ihr steht z. B. der Merck Konzern aus Darmstadt mit Umsatzerlösen von 15 Mrd. Euro. Und auch die Braun Melsungen AG, die kaum einer kennt und die sich auch nicht ständig in die Medien drängelt, schlägt mit einem Jahresumsatz von 6,5 Mrd. Euro in 2016 die Fraport AG noch um Längen.

Dritte Kennziffer Gewerbeertragssteuer. Als Teil des wirtschaftlichen Herzmuskels der Region ist die Fraport AG sicherlich der größte Gewerbesteuerzahler in Frankfurt. Pustekuchen. Weit gefehlt. 2016 zum Beispiel zahlte die Fraport AG Ertragssteuern, das sind im wesentlichen Körperschaftssteuer und Gewerbeertragsteuer, in Höhe von 181 Mio. Euro. Im Vergleich dazu zahlte der Pharma-Riese Sanofi nach eigenen Angaben in 2014 allein an Gewerbesteuer rund 400 Mio. Euro. Das waren fast ein Viertel der gesamten Gewerbesteuereinnahmen von 1,7 Mrd. Euro. Von den 1,74 Mrd. Gewerbesteueraufkommen in 2017 entfällt vermutlich der größte Einzelbrocken erneut auf Sanofi. Die Gewerbesteuerzahlungen der Fraport AG rangieren dagegen so deutlich dahinter, dass die sonst so eifrige Presseabteilung zu diesem Thema nicht einen Finger rührt.

Vierte Kennziffer Schlüsseltechnologien. Können dann Fraport und der Flughafen nicht wenigstens etwas zur Technologieführerschaft Deutschlands beitragen? Nein, nicht einmal das. Nach der Studie „Hightech-Strategie 2020“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung wird keine der für die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit Deutschlands überlebenswichtigen Schlüsseltechnologien am Flughafen Frankfurt entwickelt. Künstliche Intelligenz? Fehlanzeige! Bio- und Nanotechnologie? Fehlanzeige! Mikroelektronik? Fehlanzeige!, Raumfahrttechnologie? Fehlanzeige! Industrie 4.0? Fehlanzeige! Damit eines sicher: Der Flughafen jedenfalls sichert die Technologieführerschaft Deutschlands nicht.

Wirklich führend ist Fraport allerdings als größte Lärmstätte Deutschlands und bei der Luftverpestung!!! Aber diese Karte spielt der Flughafenbetreiber natürlich nicht aus. Das macht sich nicht gut.

Ich zitiere an dieser Stelle wieder einmal den in Offenbach hoch angesehenen Unternehmer und Ex-Präsident der IHK-Offenbach, Dr. Wolfgang Kappus:

Die Bevorzugung des Giganten Fraport gegenüber anderen Wirtschaftsunternehmen ärgert mich als Mittelständler ganz besonders. Ich habe mich immer als Repräsentant mittelständischer Unternehmen verstanden, die den größten Teil der Arbeitsplätze in dieser Region schaffen. Diese Situation ist ungerecht. Die Bevorzugung der Großen ist ungerecht und skandalös und einfach nur durch die unheilige Allianz von wirtschaftlicher Macht und politischem Opportunismus zu erklären!!!“

2. Die vier Trumpfkarten der Fraport AG
Was ist eigentlich Propaganda? „Unter Propaganda versteht man die systematische Verbreitung von Informationen oder Sichtweisen, die die öffentliche Meinung in eine bestimmte Richtung drängen sollen. Häufig werden in der Propaganda verdrehte oder völlig falsche Informationen verbreitet, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.“ Welche Trumpfkarten zieht denn Fraport bei ihrem Propagandafeldzug?

Erste Trumpfkarte Größte lokale Arbeitsstätte. In „Zahlen, Daten, Fakten 2015 zum Flughafen Frankfurt“, Seite 7, behauptet die Fraport AG weiterhin „Mit seinen über 80.000 Beschäftigten ist der Flughafen Frankfurt die größte lokale Arbeitsstätte in Deutschland.“ Und Medien wie Politik plappern diese Aussage unbedacht nach, weil sie nicht bis Seite 14 weiter geblättert haben. Denn dort steht das Dementi bzw. die Richtigstellung: „Insgesamt gibt es circa 500 verschiedene Arbeitsstätten und Betriebe am Flughafen.“

Wenn also jemand zu Ihnen sagt „Der Flughafen Frankfurt ist die größte lokale Arbeitsstätte in Deutschland.“, dann antworten Sie: „Komisch. Fraport selbst redet aber von circa 500 verschiedenen Arbeitsstätten. Da kann doch was nicht stimmen.“

Zweite Trumpfkarte Lärmreduzierung. Im Vorwort von Anke Giesen, Vorstand Operations, zum Schallschutzbericht Sommerflugplan 2015 heißt es: „In den letzten Jahren haben wir bereits bewiesen, dass ein Ausbau nicht immer gleich mit einem Mehr an Fluglärm verbunden ist. Ein aktuelles Beispiel dafür: Seit Frühjahr dieses Jahres hat Fraport …. Lärmpausen eingeführt, die – laut einer Forsa-Umfrage – von 85 Prozent der Befragten aus der Fraport-Nachbarschaftsregion positiv bewertet werden und die auch zu spürbaren Entlastungen führen.“

Ihre Kernaussage, dass ein Ausbau nicht immer gleich mit einem Mehr an Fluglärm verbunden ist, steht in krassem Widerspruch zur Antwort der Fraport AG vom 14. April 2015 auf meine Anfrage, wie sich die Lärmbelastung in Zukunft weiter entwickeln wird. Fraport hat mir nämlich Folgendes mitgeteilt: „Ein Halten der Lärmbelastung auf heutigem Niveau bei Anstieg der Flugbewegungszahl auf 701.000 Jahresflugbewegungen dürfte kaum erreichbar sein. Kurz- bis mittelfristig gehen wir bei einem Wachstum des Luftverkehrsaufkommens in Frankfurt eher von einem Anstieg der Lärmbelastung aus, wenngleich der Anstieg aufgrund der praktizierten und vorgesehenen Entkopplung beider Entwicklungspfade geringer sein wird als bei Verzicht auf Maßnahmen des Aktiven Schallschutzes.“

Wenn also jemand zu Ihnen sagt: „Durch die vielen Maßnahmen der Luftverkehrswirtschaft und von Fraport zum aktiven Schallschutz ist es in der Region tatsächlich leiser geworden.“, dann antworten Sie ihm: „Die Fraport AG schreibt selbst, dass es mit der Steigerung der Flugbewegungen noch lauter wird als es heute bereits ist. Es wird nur nicht so laut wie prognostiziert. Damit ist es aber noch nicht wirklich leiser.“

Dritte Trumpfkarte Jobmotor Flughafen. Natürlich ist die Zahl von 81.000 Beschäftigten Ende 2015 beeindruckend. Aber nach Zusage von Fraportchef Schulte sollten es Ende 2015 bereits 95.000 sein. Da fehlen also ganze 14.000 Jobs. In der Fraport-Hauptversammlung 2016 musste Schulte – peinlich, peinlich - seine Fehlprognose öffentlich einräumen. Von 2012 bis 2015 erhöhte ein einzelnes Unternehmen, nämlich der Medizintechnikkonzern Braun-Melsungen, in Nordhessen auch ohne Nähe zum Flughafen seine Beschäftigtenzahl in Deutschland um rund 2.200 (2.178). In diesen vier Jahren schufen die 500 am Flughafen angesiedelten Unternehmen zusammen nur 3.000 neue Jobs. Das sind gerade mal 6 im Schnitt.

Wenn also jemand zu Ihnen sagt: Der Frankfurter Flughafen ist der Jobmotor der Region.“, dann antworten Sie ihm: „Hessen Champions ist ein ganz offizieller Wettbewerb der Hessischen Landesregierung. Ausgezeichnet werden jährlich unter anderem Unternehmen, die im Verhältnis zu ihrer Größe neue Arbeitsplätze schaffen. 2017 war wieder kein einziges Unternehmen am Flughafen oben mit dabei. Kein einziges Mal in den letzten Jahren war die Fraport AG auf der Pole-Position. Nur einmal, im Jahre 2005, belegte Fraport den zweiten Platz. Da muss doch ein Motorschaden vorliegen.“

Und jetzt kommt die ultimative Trumpfkarte „Herzmuskel der Region“. Das ist eine wirklich tolle Marketingerfindung, weil sie emotional ganz stark besetzt ist. Wer von uns bekäme es denn nicht mit der Angst zu tun bei der Vorstellung, der Herzmuskel versage seinen Dienst? Auch diese Propagandalüge plappern Medien und Politik ständig unreflektiert nach. In Wirklichkeit aber halten viele Herzmuskeln die Rhein-Main-Region am Leben. Ich erinnere an die Mainzer Stadtwerke, an die Mainova oder an die Energieversorgung Offenbach, die uns täglich rund um die Uhr zuverlässig mit Gas, Wasser oder Strom versorgen. Nicht zu vergessen die Europäische Zentralbank und die Deutsche Bundesbank, die von Frankfurt aus den Geldverkehr steuern. Oder denken Sie an den ÖPNV. Fraport beförderte 2017 64,5 Mio. Passagiere, in der gleichen Zeit der Frankfurter Hauptbahnhof aber 165 Mio. Der RMV beförderte 2016 sogar elfmal mehr Fahrgäste – das sind 1.100 Prozent - als der Frankfurter Flughafen, nämlich 735 Mio. Die reden nur nicht dauernd darüber!!!

Wenn also jemand zu Ihnen sagt: „Der Frankfurter Flughafen ist der Herzmuskel der Region.“, dann antworten Sie ihm: „Wenn der Frankfurter Flughafen für eine Woche seinen Dienst einstellt, dann fällt vielleicht Ihr Flug aus. Wenn Sie aber eine Woche lang weder Gas noch Wasser noch Strom haben und auch Ihr Smartphone nicht benutzen können, dann kommt es in der Region unweigerlich zum Infarkt. Außerdem ist der Herzmuskel für die Mobilitätsbedürfnisse der Metropolregion Rhein-Main viel zu groß, denn über 60% der Fluggäste stiegen 2016 in Frankfurt ja nur um. Ein vergrößertes Herz aber ist krank.“

Schließen möchte ich mit einem weiteren Zitat von Dr. Wolfgang Kappus, Unternehmer und Ex-Präsident der IHK-Offenbach:

Die Fraport AG ist im Gegensatz zu dem Eindruck, den sie erwecken will, kein Mäzen und kein Wohltäter der Region, der wie eine gute Fee Arbeitsplätze und Verkehrskomfort stiftet. Die Fraport AG ist ein mächtiges Wirtschaftsunternehmen, das sich mit Hilfe seiner monopolistischen Marktposition und seiner speziellen Eigentumsverhältnisse über das Interesse der Allgemeinheit oder zumindest beachtlicher Minderheiten hinwegsetzen möchte und zwar aus egoistischen und individualwirtschaftlichen Gründen.“


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