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Treburer Oberwald, 25. März 2018

Unplugged-Konzert im Treburer Oberwald


Dirk Treber (IGF Rhein-Main e.V.)

Liebe Freunde und Unterstützer,

ich begrüße Euch alle recht herzlich im Namen der Interessengemeinschaft zur Bekämpfung des Fluglärms (IGF) Rhein-Main und freue mich, dass heute so viele hier in den Treburer Oberwald gekommen sind.

Dank sagen möchte ich zunächst den drei Musikern Bodo Kolbe, Ralf Baitinger und Bernd Pirner, alle aus Mörfelden-Walldorf, die von vier Wochen spontan zugesagt haben, ein Solidaritätskonzert für die jungen Baumbesetzer durchzuführen zu wollen. Die Umweltaktivisten haben fast drei Monate teilweise bei Eiseskälte und Schnee, hier im Treburer Oberwald ausgeharrt, um die Bannwaldrodung und damit den weiteren Flughafenausbau zu verhindern bzw. zu behindern.

Ihnen gilt unser ganz besonderer Dank und Anerkennung, denn ihre Baumbesetzungsaktionen liegen in unser aller Interesse und helfen uns, auf den ständig fortschreitenden Flughafenausbau in Frankfurt aufmerksam zu machen.

Danken möchte ich auch den vielen Helferinnen und Helfer und vor allen den zahlreichen Unterstützergruppen wie dem BUND, der SDW, dem NABU, dem Verein „Tierrecht EU 21“ und dem Aktionsbündnis „Langener Bannwald“ sowie dem Bündnis der Bürgerinitiativen (BBI).

Diese Gruppen kommen aus Frankfurt, Langen, Egelsbach, Dreieich, Erzhausen, Schafheim, Mörfelden-Walldorf, Kelsterbach, Groß-Gerau, Nauheim, Trebur und Rüsselsheim.

Ein Dankeschön geht auch an den Förderkreis Hüttenkirche, das DGB Ortskartell Mörfelden-Walldorf, den Verein „Lebenswertes Nauheim“ und an mehrere Parteigliederungen von Grünen und Linken

  • aus verschiedenen Kommunen,

  • aus den Kreistagen Groß-Gerau und Offenbach

  • aus dem Hessischen Landtag in Wiesbaden

  • und dem Deutschen Bundestag in Berlin.

Zuletzt danke ich

  • dem Landesverband der Naturfreunde Hessen,

  • sowie der Regionalgruppe Rhein-Main von Robin Wood

  • und der Greenpeace-Gruppe Frankfurt.

Unser gemeinsamer Protest richtet sich nicht nur gegen die Rodung von Bannwaldflächen im Treburer Oberwald für den Ausbau des Frankfurter Flughafens, sondern auch gegen die geplanten Bannwaldabholzungen am Langener Waldsee für neue Kiesabbauflächen der Firma Sehring.

Im gleichen Naturraum sollen insgesamt über 60 Hektar wertvolle Waldflächen für immer verschwinden, die wirtschaftliche Entwicklung von Firmen und Konzernen geht wie so oft in unserer Gesellschaft vor Umwelt- und Lebensqualität.

An dieser Stelle möchte ich daran erinnern, dass das breite bürgerschaftliche Engagement gegen die Erweiterung des Frankfurter Flughafens immer im Wald begonnen und sich hauptsächlich auch dort abgespielt hat:

  • Vor fast 38 Jahren am 2. Mai 1980 mit dem Bau der BI-Hütte im Flörsheimer Wald, dem Ausgangspunkt des legendären und bis heute unvergessenen gewaltfreien Widerstands gegen den Bau der Startbahn 18 West.

  • Vor fast 10 Jahren am 28. Mai 2008 mit den Baumbesetzungen von Umweltaktivisten und dem Bau einer Hütte im Kelsterbacher Wald gegen die Landebahn Nordwest.

  • Vor fast drei Monaten am 7. Januar 2018 mit den Baumbesetzungen wiederum von jungen Umweltaktivisten hier im Treburer Oberwald gegen den neuen Autobahnanschluss zum Terminal 3.

Jede Etappe im jetzt schon über 50 Jahre dauernden Kampf und Protest der Bürgerinnen und Bürger in der Rhein-Main-Region gegen die ständige Erweiterung des Frankfurt Flughafens hat in unserem Wald begonnen.

Wir haben gemeinsam die für uns wertvollen

  • natürlichen Lebensgrundlagen,

  • unsere Umwelt,

  • unsere Heimat und

  • die Lebensqualität in unserer Region

verteidigt.

Dies ist nur folgerichtig, denn jedes Stück Natur, welches in diesem dicht besiedelten Raum für immer verlorengeht, egal, ob für den Frankfurter Flughafen, weitere Kiesabbauflächen, neue Straßen und Gewerbegebiete oder andere Infrastrukturprojekte führt zu neuen Waldverlusten, Vernichtung von Flora und Fauna, zusätzlicher Flächenversiegelung, Verlust von Naturschutz- und Naherholungsgebieten, beeinträchtigt den Boden, das Wasser, die Luft und trägt in erheblichem Maße zur Beschleunigung des Klimawandels bei.

Es genügt uns nicht, wenn Politiker in „Sonntagsreden und Wahlversprechen“, ankündigen, alles zu tun zu wollen, um den Klimawandel zu stoppen.

Nein, hier und jetzt in ein radikales Umsteuern und sofortiges und konkretes Handeln angesagt; dabei sind alle verantwortlichen Entscheidungsträger

  • in der Stadt Frankfurt,

  • im Hessischen Landtag in Wiesbaden und

  • im Deutschen Bundestag in Berlin

aufgefordert, ihren Worten auch Taten folgen zu lassen:

Es kann nicht weiter angehen, dass die wirtschaftliche Entwicklung und die Konkurrenzfähigkeit von Konzernen und Firmen im Zuge der Globalisierung vor

  • die Gesundheit der Menschen,

  • ihr Recht auf einen ungestörten Schlaf,

  • eine möglichst saubere Luft,

  • unbelastetes Trinkwasser und

  • gentechnikfreie Ernährung

gestellt wird.

Das Wohlbefinden der Menschen, ihr Recht auf eine intakte Umwelt- und die Verbesserung ihrer Lebensqualität ist von den politischen Entscheidungsträgern an die erste Stelle zu setzen.

Deshalb sind wir heute hier versammelt und demonstrieren für eine bessere und lebenswerte Zukunft:

Nach der Hessischen Landtagswahl im Oktober 2018 oder aber im Frühjahr 2019 sollen hier 6 bis 10 Hektar Bannwald für einen neuen Autobahnanschluss zum Terminal 3 gerodet werden.

Am vergangenen Dienstag hat die Fraport AG der Öffentlichkeit den Baufortschritt des neuen Terminals 3 präsentiert: die Baumaßnahme findet von hier aus gesehen direkt jenseits der Autobahn A5 in etwa 700 Metern statt.

Der erste Bauabschnitt soll bis zum Jahr 2023 fertiggestellt sein und ist für die Abfertigung von Großraumflugzeugen wie dem A 380 vorgesehen.

Unmittelbar daneben ist ein neuer Flugsteig G für die Abfertigung von Billigfliegern wie Ryanair beim Bau- und Planungsamt der Stadt Frankfurt beantragt worden und soll bereits 2020 in Betrieb gehen.

Diese besagte Billig-Fluglinie hat in den letzten Monaten vor allem dadurch für negative Schlagzeilen gesorgt, dass sie häufig gegen die am Frankfurter Flughafen bestehenden Nachtflugbeschränkungen verstoßen haben und teilweise bis weit nach 23.00 Uhr gelandet sind.

Dies lässt sich nicht mehr mit „Unwettern, starken Regenfällen oder Pilotenstreiks“ erklären, sondern hier sind die Umlaufpläne so gestaltet, dass regelmäßige Überschreitungen der Betriebsbeschränkungen bewusst miteinkalkuliert sind.

Ich erwartete vom zuständigen Hessischen Wirtschafts- und Verkehrsministerium, dass es seiner Dienstaufsichtspflicht nachkommt, diese ständigen Überschreitungen des sechsstündigen Nachtflugverbotes nach den gesetzlichen Vorschriften mit Bußgeldern bis hin zum Entzug der Start- und Landeerlaubnisse sanktioniert!

Der „Flugsteig G“ wird nach meiner festen Überzeugung, jetzt nachdem die Oberbürgermeisterwahl in Frankfurt entschieden ist, vom zuständigen Planung- und Baudezernenten der Stadt sehr bald genehmigt wird.

Dies wird genauso reibungslos über die Bühne gehen, wie dies vor drei Jahren durch seinem Vorgänger im Amt, den damaligen Frankfurter Bürgermeister, für die Genehmigung des ersten Bauabschnitt von Terminal 3 geschehen ist.

Noch ein paar Worte zur Bedeutung des neuen Terminals:

Dieses Bauwerk war von Anfang an fester Bestandteil des aktuellen Flughafenausbaus, zum dem

  • die A 380-Werft,

  • die Landebahn Nordwest,

  • der Ausbau Süd, also die großflächige Erweiterung von Cargo-City-Süd,-allein dafür wurden 80 Hektar Bannwald im Norden von Walldorf gefällt -

  • und als vorläufiger Schlusspunkt das neue Terminal 3, direkt an der A 5 im Südosten des Flughafengeländes

gehören.

Für all diese Baumaßnahmen zusammen sind seit 2007 bis heute mehr als 700 Hektar Wald gerodet worden, wobei die Bannwälder den größten Teil dieser Waldflächen umfassen.

Wenn das T 3 voll und ganz realisiert sein wird, werden in Frankfurt mehr als

  • 701.000 Flugbewegungen pro Jahr stattfinden, heute sind wir bei 470.000.

  • 80 bis 90 Millionen Passagiere pro Jahr in Frankfurt abfliegen, ankommen und/oder umsteigen, heute sind wir bei etwa 62 bis 63 Millionen Passagiere pro Jahr

  • und der Koordinationseckwert, also die Zahl der Starts- und Landungen pro Stunde wird dann bei über 126 Flugbewegungen liegen, heute sind wir bei 102 Bewegungen pro Stunde.

Es entsteht also erheblicher Spielraum für weiteres Wachstum und Wirtschaftlichkeit, dies bedeutet allerdings für die hier lebenden Menschen

  • mehr Fluglärm,

  • mehr Schadstoffberieslung,

  • mehr Dreck und Gestank,

  • mehr Stress und Hektik,

  • mehr PKW- und LKW-Verkehr von und zum Flughafen,

  • mehr Siedlungsdruck,

  • mehr Verdichtung und Flächenversiegelung,

  • mehr Energieverbrauch und

  • damit insgesamt eine erhebliche Beschleunigung des Klimawandels.

Das Terminal 3 ist der zentrale Baustein im Wirtschafts- und Geschäftsmodell der Fraport AG:

Die schöne neue Flughafenwelt als Herzmuskel der Rhein-Main-Region mit dem „Wohlfühl-Terminal“ wird zu einem internationalen Shopping-Center mit angeschlossenen Start- und Landebahnen, aber im Mittelpunkt stehen die unterschiedlichsten Einkaufsmöglichkeiten, Hotels, Diskotheken, ein Spielcasino, andere Freizeiteinrichtungen, moderne Klinikangebote, Konferenz- und Schulungsräume.

Rings um dieses internationale Drehkreuz, an dem Fraport immer kräftig mitverdient, gibt es bereits heute zahlreiche Logistik-, Speditions- und Gewerbeflächen, die als „Flughafen-affine Betriebe“ bezeichnet werden und den integralen Bestandteil der Airport City Frankfurt bilden.

Diese Flächen sind

  • die Cargo-City-Süd im Norden von Walldorf,

  • das ehemalige Caltex-, heute Mönchhof-Gelände zwischen Kelsterbach und Raunheim,

  • das ehemalige Ticona-Firmengelände bei Kelsterbach,

  • der Airport Garden Gewerbepark in Raunheim,

  • kleinere Gewerbeflächen in Kelsterbach wie z. B. Am Staudenweiher,

  • das Squaire über dem Regional- und Fernbahnhof ,

  • Gateway Gardens mit eigenem S-Bahn-Anschluss und im Osten dann

  • das T 3 und zusätzlich noch

  • das Einkaufszentrum Loop 5 an der Autobahn von Frankfurt nach Mannheim bei Weiterstadt in der Nähe von Darmstadt.

Diese erhebliche Umstrukturierung und Ausrichtung des gesamten Rhein-Main-Gebiets auf die bereits in starken Konturen ausgeprägte Airport-City erfolgt ohne demokratische Kontrolle durch ein gewähltes Parlament, eine gewählte Stadtregierung, ohne Bürgerbeteiligung, ohne Mitwirkung von Natur- und Umweltschutzverbänden, Verbraucherorganisationen, Kirchen, Gewerkschaften sowie weitere soziale, demokratische, kulturelle Verbände und Vereine.

Die negativen sozialen, kulturellen, ökologischen und wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Flughafenausbaupläne werden wir hier in der Region schon bald zu spüren bekommen.

Unsere heutige Veranstaltung soll ein wenig dazu beitragen, diese mit vielen negativen Auswirkungen einhergehende Entwicklung, darzustellen, ins öffentliche Bewusstsein zu heben und erfolgreiche Gegenstrategien zu entwickeln.

Der Ausbau des Frankfurter Flughafens ist noch lange nicht zu Ende, er wird uns und unsere Kinder und Enkel noch lange Zeit beschäftigen: „Nach dem Ausbau ist vor dem Ausbau!“

Doch damit jetzt genug geredet, es spielen nun für Euch

  • Bodo Kolbe, auch Gottvater des „Ried-Blues“ genannt, der schon in der Startbahn-Zeit mit seinen Konzerten und Schallplatten unseren Protest unterstützt hat,

  • Ralf Baitinger, den viele von Euch als Kulturamtsleiter der Stadt Mörfelden-Walldorf kennen und der vor kurzem eine Mietanfrage der Alternative für Deutschland (AFD) für das städtische Bürgerhaus abgelehnt hat und dafür eine Dienstaufsichtsbeschwerde riskiert hat. Sicher ist er Euch aber auch durch seine zahlreiche Konzerte gemeinsam mit anderen Musikern insbesondere hier im Kreis Groß-Gerau bekannt.

  • Bernd Pirner, der ursprünglich aus der Oberpfalz kommt, dort Musik mit der Gruppe „Bauern Fünfsern“ gemacht hat und schon seit längerer Zeit hier in Mörfelden lebt und dessen Idee es war, hier ein Solidaritäts-Konzert zu veranstalten.

Wir von der Interessengemeinschaft zur Bekämpfung des Fluglärms (IGF) Rhein-Main haben diesen Vorschlag gerne aufgenommen und dann gemeinsam mit den drei Musikern und den vielen Unterstützergruppen hier für Euch im Treburer Oberwald vorbereitet.

Ich erhoffe mir von dieser Veranstaltung, dass es auch in Zukunft junge und alte Menschen, Männer und Frauen aller Berufs- und Gesellschaftsgruppen geben wird, die „Sand im Globalisierungsgetriebe“ sein möchten, für eine intakte Umwelt und mehr Lebensqualität eintreten und gegen die ständigen Wachstums- und Ausbauvorstellungen der Fraport AG eine kreative und fantasievolle Protest- und Demonstrationskultur entwickeln werden.

Unsere gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen lassen sich nur durch massiven Protest und politischen Druck von unten auf die Entscheidungsträger weiter oben verändern. Demokratie und bürgerschaftliches Engagement sind heute notwendiger denn je!

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Kein Flughafenausbau - Für ein Nachtflugverbot von 22 - 06 Uhr