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11.März 2019, Flughafen, Terminal 1

Zweihundertsiebenundsiebzigste Montagsdemo
Langener Bannwald erhalten

Petra Schmidt (BI Mörfelden-Walldorf)

Einen guten Abend an Euch alle,

Anlaß für meinen Redebeitrag ist eine Demonstration für den Erhalt des Langener Bannwaldes, und zu der ich Euch hiermit zur Teilnahme einlade.
Die Demonstration findet am kommenden Samstag, den 16. März 2019 ab 11:00 Uhr statt. Treffpunkt ist der Bahnhof in Langen. Das Motto heißt "Hände weg vom Bannwald - Umwelt und Klima vor Profit- und Wachstumswahn"
Veranstalter ist das Aktionsbündnis Langener Bannwald, in dem die BI Mörfelden-Walldorf ebenfalls Mitglied ist.
Das Aktionsbündnis richtet sich gegen die erneute Ausweitung der Sehring Kiesgrube, für die insgesamt über 60 Hektar Wald fallen sollen. 20 ha sind schon weg und wahrscheinlich in diesem Winter soll ein weiterer Abschnitt gerodet werden. Deshalb wollen wir den politischen Druck erhöhen, damit der Wald stehen bleibt.

Den Protest gegen die Waldverluste durch die Auskiesung gibt es - ähnlich wie den Widerstand gegen den Flughafenausbau - schon seit vielen Jahren.
Wald dient der Naherholung, ist notwendig als Schadstofffilter, als Grundwasserfilter- und speicher, er versorgt uns mit Sauerstoff, dient als Lärmbarriere und hat einen regulierenden Einfluß auf das lokale Klima. Er erfüllt also zahlreiche wichtige ökologische Funktionen.

Von Walldorf aus nutze ich das Naturschutzgebiet Mönchbruch zum Radfahren – aber da ist es seit 35 Jahren unerträglich laut, weil seitdem die Flugzeuge von der nahe gelegenen Startbahn West abheben und dort drüber donnern. Deshalb bin ich öfters auch im Langener Wald unterwegs, denn da ist es im Vergleich dazu erträglicher – aber dafür stehe ich dort nun vor dem gerodeten Bannwald bzw. einer neuen Kiesgrube.

Es kommt mir einiges sehr bekannt vor, wenn ich den Konflikt um die Sehring-Kiesgruben mit der Flughafenerweiterung vergleiche:

Unsere Walldorfer Trinkwasserbrunnen liegen nahe des Abbaugebietes. Angeblich können keine Verunreinigungen aus dem Kiesabbau ins Grundwasser gelangen. Aber ich bezweifle, ob das stimmt. Denn zu oft haben wir doch erlebt, dass Gefährdungen und Belastungen bei Infrastrukturprojekten systematisch ignoriert oder klein geredet werden. Oder sie kommen überhaupt erst durch die Arbeit von Bürgerinitiativen und Naturschutzverbänden auf den Tisch. Ich sage da nur Ticona oder Ultrafeinstaub als Beispiele.

Eine Auflage für die weitere Rodung und Auskiesung ist die Renaturierung der still gelegten Ostgrube. Das funktioniert in keinster Weise. Das RP Darmstadt als Genehmigungsbehörde interessiert das nicht, die haben trotzdem die letzten Waldrodungen durchgewunken. Das Aktionsbündnis fordert die sofortige Umsetzung der Renaturierungsverpflichtungen - auch wenn fraglich ist, von wo ausreichend Verfüllungsmaterial in der erforderlichen Qualität herkommen soll.
An einem Waldweg steht eine der zahlreichen Regionalparkstafeln. Dort wird etwas von Renaturierung behauptet, obwohl es offensichtlich ist, dass in der früheren Kiesgrube kein Wald wächst sondern nur Sträucher und große Brachflächen zu sehen sind.

Hauptsponsor des Regionalparks ist übrigens die Fraport AG. Die hat etliche Propaganda-Schilder im Mönchbruch-Wald aufstellen lassen. Wenn man die ernst nehmen würde, dann wäre Fraport der größte Naturschutzverband. Im Süden, wo im Zuge des Flughafenausbaus vor 10 Jahren ca. 100 Ha Bannwald gerodet wurden, liegen noch die Stubben der alten Eichen, die damals gefällt wurden. Die Fraport-Schilder beschönigen das als "Kinderstube für Hirschkäfer".
Genauso macht es die Firma Sehring in Langen. An einer Baustraße in dem Kiesgruben-Gebiet lagern die Baumstümpfe mit Wurzeln der letzten Rodungsaktion. Und, na klar: auch dort steht ein Hinweis, das diesen Umweltfrevel als "Stubbenwall" für die Vogelwelt bewirbt.

Die Aufhebung des Bannwaldstatus wurde möglich, weil vor etlichen Jahren das Hessische Forstgesetz geändert wurde – Anlaß war damals der Flughafenausbau, die Umdefinierung des "Öffentlichen Interesses" war der Trick um den Schutzstatus Bannwald zu unterlaufen.
Und das wurde in Langen dann auch so gemacht.

Zwar ist das Hessische Waldgesetz mittlerweile wieder zugunsten zum Schutz des Waldes verbessert worden, aber das reicht noch nicht aus, um den (Bann)wald gerade im Rhein-Main-Gebiet wirksam unter Schutz zu stellen. Das sieht man auch an der Erweiterung der Kiesgrube Mitteldorf um 10 Ha, nahe der Startbahn West. Der VGH Kassel genehmigte das mit der abenteuerlichen Begründung, die Bäume würden ja nur zeitweise entfernt werden – ganz so, als sei das nur eine Petitesse, wenn für mehrere Jahrzehnte der Wald weg ist.

Über die Klage des BUND Hessen gegen den Hauptbetriebsplan der Firma Sehring wurde bisher immer noch nicht entschieden, der Wald aber wird Stück für Stück gerodet - auch das kennen wir nur all zu gut vom Flughafenausbau her, hier war die Landebahn schon längst gebaut, bevor über alle Klagen entschieden war. Für den Langener Bannwald fordern wir deshalb als Minimum ein Moratorium bis zum Gerichtsentscheid. Aber wir wissen aus Erfahrung: Gerichtsverfahren sind ein Spielfeld der Gegenseite, nicht unseres. Deshalb ist breiter Protest und Widerstand so wichtig, um den Wald im verdichteten Rhein-Main-Gebiet zu erhalten.

Und wichtig ist auch, dass wir alle ein Bewußtsein dafür haben, dass solche erst mal nur lokal wahrgenommenen Vorhaben sich zur Gesamtbelastung der Region addieren.
U.a. soll in Schaafheim die dortige Sandförderung ausgeweitet werden. Die örtliche Bürgerinitiative befürchtet, dass die alten Gruben mit mehr oder minder umwelt- und gesundheitsschädlichem Müll verfüllt werden könnten. Und es gibt Pläne, fast 80 Hektar Wald in einem Vogelschutzgebiet bei Dietzenbach für den Quartzsandabbau peu a peu zu roden.
Der größte Teil des abgebauten Sandes und Kieses steckt im Bausektor. Kies und nutzbarer Sand sind endliche Ressourcen und weltweit wird da der totale Raubbau betrieben.
Was wir vermuten: dass auch etliches an Kies, der in unserer Umgebung gefördert wird, gar nicht innerhalb der Region genutzt, sondern gewinnbringend exportiert wird.

Wir müssen viel genauer hinschauen, wo für wen was gebaut wird. Das ist doch geradezu zynisch, wenn z.B. argumentiert wird, es sei doch ökologisch, wenn die Baustoffe für das dritte Terminal aus regionalen Quellen kämen – als würde damit das raumunverträgliche Terminal besser werden!

Damit beende ich meine Ausführungen zu Langen – aber es brennt mir auf der Seele, noch etwas anderes anzusprechen. Heute ist der 8. Jahrestag der Atomkatastrophe von Fukushima und der Jahrestag von Tschernobyl der jährt sich am 26. April zum 33.ten Mal. Und immer noch laufen etliche AKWs in Deutschland, trotz des angeblichen Ausstiegs aus der Atomenergie. Wer heute 18 Jahre alt ist muß leider sagen: Ihr steigt schon mein ganzes Leben lang aus
(s. Verabschiedung des "Atomkonsens" im Jahr 2000).

Die Bewegungen gegen den Ausbau des Frankfurter Flughafens und zur Abschaltung aller AKWs sind ungefähr gleich alt (sie stammen aus den 70er Jahren) und stehen exemplarisch für die Verkehrs- und Energiewende. An beiden wird deutlich: trotz Katastrophen, trotz des Wissens um den Klimawandel, trotz etlicher Klimagipfel seit 1995 passiert viel zu wenig, und das auch noch viel zu langsam, um die notwendigen Schritte hin zu einer klima-gerechten Welt zu machen.

Ganz im Gegenteil, wir erleben, dass im Windschatten von Rechtspopulisten und Rechtsextremisten auch die Klimawandelleugner versuchen, die Öffentlichkeit zu beeinflussen.

Diese Verschiebung des öffentlichen Diskurses hin zu reaktionären, menschen- und umweltfeindlichen Positionen erleichtert es, die Angriffe gegen die Deutsche Umwelthilfe zu legitimieren, die einfach nur versucht, geltendes Recht durchzusetzen. Und es führt mittels finanzieller Deckelung zu Demokratieabbau, wie die Aberkennung der Gemeinnützigkeit von Attac zeigt.

Doch es stimmt mich hoffnungsvoll, dass seit ein paar Wochen Schülerinnen und Schüler Freitag für Freitag für Klimaschutz auf Straße gehen. Die sich nicht damit abfinden, dass die Klimakrise immer schneller voran schreitet, die sich nicht von dem Haß, der ihnen teilweise in den digitalen Medien entgegen schlägt, abhalten lassen, sondern weiter aktiv sind.

An unserem Thema Flughafen sieht man exemplarisch, wie sich hier regionale Belastungen wie Fluglärm, Schadstoffen und Waldverlust bündeln. Ein Flughafen repräsentiert eine imperiale Lebensweise, die auf Wachstum, Profit, gesteigerten Konsum für einige wenige, auf Vernutzung endlicher Ressourcen und weltweiter Ungleichheit basiert und die im globalen Maßstab nicht verallgemeinerungsfähig ist.
Wenn wir hier Montag für Montag stehen, dann sollte das Wissen um diese Zusammenhänge immer präsent sein – und dann können wir mit Fug und Recht sagen, dass wie hier einen Monday for Future haben.

Vielen Dank!

Petra Schmidt


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Bündnis der Bürgerinitiativen
Kein Flughafenausbau - Für ein Nachtflugverbot von 22 - 06 Uhr