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25. November 2019, Frankfurter Flughafen, Terminal 1


Dreihundertzweite Montagsdemonstration
Hans Schinke

Guten Abend liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,

auf dem UN-Klimagipfel im September 2019 hat Greta Thunberg den Politikern mit erkennbarer Verachtung in der Stimme immer wieder den Satz "How dare you?" entgegen geschleudert. In Anlehnung daran trägt mein heutiger Redebeitrag die Überschrift "Fraport – How dare you?", "Fraport – Wie kannst Du es wagen?". Am Beispiel des Antrags der Fraport AG auf Änderung der Entgeltordnung ab 01. Januar 20 und am Beispiel des CO2-Fußabdrucks des Flughafens möchte ich zeigen, wie verlogen die Selbstdarstellung des Flughafenbetreibers ist.

"Die Fraport AG nimmt die berechtigten Lärmschutzinteressen der Bevölkerung im Umfeld des Flughafens Frankfurt Main sehr ernst. Neben ihrem Engagement in den zuvor genannten Bündnissen sieht sie sich als in der Region verwurzeltes Unternehmen und öffentliche Einrichtung der Daseinsvorsorge in der Verantwortung, sich nachhaltig für einen angemessenen Lärmschutz und eine gute Nachbarschaft einzusetzen und hierbei - auch international - eine Vorreiterrolle einzunehmen. Dieses Engagement betrifft nicht nur den Lärmschutz im engeren Sinne (bürgerfreundliche Umsetzung des passiven Schallschutzes und der Außenwohnbereichsentschädigung nach dem Fluglärmschutzgesetz, Errichtung der Triebwerksprobelaufeinrichtung, Schallschutz für gewerbliche Einrichtungen etc.), sondern auch das Regionalsponsoring, das die kulturelle und sportliche Vielfalt der Region und das Ehrenamt fördert." So die Fraport AG in einem Schreiben vom 03. November 2017 an den Hessischen Landtag
Ich kenne kein Unternehmen, das seine Nachbarn so dreist, so schamlos und so unverfroren ins Gesicht lügt!!! Dasselbe Unternehmen treibt mit seinem Ausbau die gesundheitsschädliche Belastung der Bevölkerung immer weiter in die Höhe. Dasselbe Unternehmen fordert immer wieder eine flexiblere Handhabung des Nachtflugverbots zwischen 23 und 5 Uhr. Dasselbe Unternehmen hindert durch Starts und Landungen zwischen 23 und 24 Uhr die Menschen am Einschlafen oder reißt sie aus dem Schlaf. Und es ist dasselbe Unternehmen, das sich strikt weigert, die Entgeltordnung so anzupassen, dass sich Verspätungsflüge wirtschaftlich nicht mehr lohnen!!! Und zu guter Letzt: Welche Lärmschutzinteressen der Bevölkerung berechtigt sind und welcher Lärmschutz angemessen ist, das bestimmt nicht etwa die in Geiselhaft genommene Bevölkerung, sondern einzig und allein die Fraport AG nach ihren eigenen Geschäftsinteressen. Fraport – How dare you!!!

Es ist deshalb reiner Hohn in unseren Ohren, wenn die Fraport AG in ihrem Nachhaltigkeitsflyer 2009 unter dem Stichwort "Belastungen" deklariert:
"Mit dem, was wir tun, wollen wir die Welt möglichst wenig belasten." "In dem Maße, in dem es uns gelingt, unser Umfeld vor Belastungen zu bewahren, können wir auch auf steigende Akzeptanz uns gegenüber zählen. Dieses Verständnis ist vor dem Hintergrund des Flughafenausbaus von besonderer Bedeutung."
Zynischer geht es eigentlich kaum noch. Fraport – How dare you!!!
In seinem Nachhaltigkeitsbericht 2018 schreibt das Unternehmen: "Der Betrieb eines Flughafens und der Luftverkehr haben Auswirkungen auf die Umwelt. Fraport sieht sich in der Verantwortung, die davon ausgehenden ökologischen Anforderungen angemessen zu berücksichtigen. Unsere Aktivitäten zielen schwerpunktmäßig auf den Schutz des Klimas sowie den sorgsamen Umgang mit Ressourcen."
Dasselbe Unternehmen frisst sich ungebremst immer weiter in die Region hinein. Dasselbe Unternehmen vernichtet auch noch die letzten schützenswerten und kostbaren Waldreservate. Dasselbe Unternehmen greift tief in den Wasserhaushalt ein. Dasselbe Unternehmen ist verantwortlich für bedeutsame Ultrafeinstaubemissionen in der Region. Und es nicht zuletzt dasselbe Unternehmen, das mit dazu beiträgt, dass die startenden und landenden Maschinen jährlich Millionen Tonnen CO2 in die Luft blasen. Fraport – How dare you!!!

Deshalb sollte sich Fraport brutalstmöglich ganz offen zu den Grundsätzen ihres Geschäftsmodells bekennen, statt ein menschliches Antlitz mit ökologischem Make-up nur vorzutäuschen. Nach meiner Wahrnehmung wird Fraport im Alltag nämlich nicht von Sonntagsreden und schönen Flyern geleitet, sondern von folgenden Unternehmensgrundsätzen:

1. Wir wollen die Existenz sowie die Wettbewerbsfähigkeit unseres Unternehmens erhalten und stärken. Ebenso wollen wir uns im hart umkämpften globalen Markt der Flughafendienstleister in vorderster Reihe positionieren. Zudem wollen wir eine angemessene Kapitalverzinsung erwirtschaften. Nicht zuletzt wollen wir weiter wachsen und mit zusätzlichen Marktanteilen am ständig steigenden Luftverkehr partizipieren. Diese Ziele haben für unsere unternehmerischen Entscheidungen höchste Priorität. Ihnen haben sich alle anderen Ziele unterzuordnen.

2. Wenn es unseren unternehmerischen Zielen nützt, sind wir daher auch bereit, die Gesundheit der Menschen in der Region durch Lärm und Abgase zu schädigen und dies als bedauerliche, aber letztlich alternativlose Kollateralschäden des Luftverkehrs in Kauf zu nehmen. Dies gilt auch für die entschädigungslose Entwertung der lokalen Naherholungsgebiete durch den Lärm der überfliegenden Maschinen.

3. Um weiter wachsen zu können, dürfen wir vor der Inanspruchnahme weiterer Waldflächen und vor tiefgehenden Eingriffen in den Wasserhaushalt nicht Halt machen.

4. Weltweit gibt es kein Luftfahrt-Drehkreuz dieser Größenordnung mit einem derart harten Nachtflugverbot. Um den Anforderungen des Marktes gerecht zu werden, müssen wir daher unverändert an der Flexibilisierung des Nachtflugverbots arbeiten und unseren Kunden weiterhin die Möglichkeit bieten, zwischen 23 und 24 Uhr unbürokratisch starten und landen zu können. Eine Entgeltordnung, die diese Möglichkeit einschränkt oder gar unterbindet, werden wir nicht auf den Weg bringen und auch keine entsprechenden Anträge zur Änderung des Planfeststellungsbeschlusses vom Dezember 2007 stellen.

5. Wir wissen, dass wir als Flughafenbetreiber nur verantwortungsvoll und nachhaltig wachsen können. Wir werden daher alles daran setzen, als Flughafen klimaneutral zu erscheinen. Dies erreichen wir ganz einfach dadurch, dass wir die indirekten CO2-Emissionen des Luftverkehrs ausklammern und nur die direkten CO2-Emissionen des reinen Flughafenbetriebs ausweisen.

So, dann wollen wir uns die Bemühungen der Fraport AG um gute Nachbarschaft und um möglichst geringe Belastung ihres Umfeldes am Beispiel der Verspätungsflüge 2019 und ihrem Antrag auf Genehmigung der Entgeltordnung ab 01. Januar 20 jetzt mal genauer ansehen. Wie fällt die Bilanz der Verspätungsflüge mit Stand 31. Oktober denn aus? 1.048 Maschinen starteten und landeten nach 23 Uhr, teilweise bis kurz vor 24 Uhr. Das sind genau 1.048 Maschinen zuviel. Inakzeptable 29.243 Maschinen starteten und landeten in der gesetzlichen Nacht zwischen 22 und 23 und zwischen 5 und 6 Uhr. Fraport – How dare you? Wir wissen inzwischen, dass nächtlicher Fluglärm besonders gesundheitsschädlich ist und Herz-Kreislauferkrankungen bis hin zum Herzinfarkt verursacht. In der Mediationsnacht (nach der Entgeltordnung sog. Nachtzeit 2), d. h. von 23-5 Uhr, werden jetzt die lärmbezogenen Entgelte pro Landung und pro Start nach Genehmigung durch das Ministerium ab 01. Januar 20 von 200% auf 300% angehoben. Der Flughafen Hamburg erhebt in diesem Zeitfenster bereits Zuschläge von 350 – 500%. Zum Verständnis: Ein Airbus A320 zahlt in der Kategorie 5 derzeit bei der Landung generell ein Lärmentgelt von 201,03 Euro und zusätzlich bei der Landung zwischen 23:00 und 00:00 Uhr einen Aufschlag von 200%. Ein Schnäppchenpreis von gerade mal 402,06 Euro für systematische, formal legale und daher völlig straffreie Körperverletzungen. Wo wird das heute noch geboten? Fraport – How dare you!!! Ein Aufschlag von 300%, in dem aufgeführten Beispiel also von 603,09 Euro, ist als Steuerungsgröße eindeutig viel zu niedrig, um die Menschen in der Region mit Nachdruck vor den unbestrittenen gesundheitsschädlichen Auswirkungen des Luftverkehrs insbesondere in den Nachtstunden zu schützen. So sieht gelebte Verantwortung, die sich angeblich nachhaltig für einen angemessenen Lärmschutz und eine gute Nachbarschaft einsetzt, in der Praxis aus, liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Fraport – How dare you!!

Auch von dem umstrittenen Incentive-Programm will die Fraport nicht die Finger lassen. In der Hauptversammlung 2017 hatte Vorstandschef Schulte den Paradigmenwechsel in der Fraportstrategie ausdrücklich damit begründet, dass sich auch der Flughafen Frankfurt dem überdurchschnittlich stark wachsenden Markt der Low-Cost-Carrier auf Dauer nicht verschließen könne. Wenn es diesen aus sich selbst heraus stark wachsenden Markt aber tatsächlich gibt, dann ist das Incentive-Programm ökonomisch weder sinnvoll noch notwendig. Und was macht Minister Tarek Al-Wazir? Er genehmigt das Ganze auch noch nach dem Motto "Hier stehe ich. Ich kann nicht anders"!!! (Analogie WV GmbH). Und wer ist in der Hitliste der nächtlichen Verspätungsflüge weiterhin auf Platz 1? Ausgerechnet der Outlaw-Carrier Ryanair, den Ministerpräsident Volker Bouffier in Frankfurt herzlich willkommen geheißen hat - Pfui Teufel – und dem die Fraport AG am Flughafen den Roten Teppich ausgerollt hat. Fraport – How dare you!!!

Und was sagen die beiden Haupteigentümer, das Land Hessen und die Stadt Frankfurt, zu dem Verhalten von Fraport? Ich zitiere: "…………….". Zitat Ende. Shame on you!!!
Kommen wir also gleich zur CO2-Bilanz des Flughafens. Ich zitiere aus STARTfrei 03/2019. "Die Zeit drängt. Protestbewegungen wie ‚Fridays for Future' erinnern daran, dass der Klimaschutz zu den wichtigsten Zielen unserer Zeit zählt. Flughafenbetreiber Fraport stellt sich schon länger der Herausforderung, Wirtschaftlichkeit und Klimaschutz in Einklang zu bringen. Allein bis 2030 sollen die CO2-Emissionen des Airport Frankfurt von derzeit 190.000 Tonnen auf dann 80.000 Tonnen sinken, und schon für das Jahr 2050 lautet das Ziel CO2-Freiheit." Da reibt man sich verwundert die Augen und fragt sich: "Kann das tatsächlich sein, ein CO2 neutraler, grüner Flughafen?" Ja, kann es, wenn man lügt, täuscht und trickst. Die Angabe in STARTfrei 03/2019 von derzeit 190.000 Tonnen CO2-Emissionen am Airport Frankfurt ist eindeutig falsch, weil sie nur die CO2-Bilanz der Fraport-Muttergesellschaft einbezieht. Es fehlt komplett der direkte CO2-Fußabdruck des gesamten Flughafens, und der beträgt nach fraporteigenen Angaben im Nachhaltigkeitsbericht 2018 bereits das 9-Fache, nämlich 1,69 Mio. Tonnen CO2. Und selbst das ist noch nicht die ganze, sondern allenfalls die halbe Wahrheit. Die Luftverkehrswirtschaft hat es nämlich fertig gebracht, sich ein sog. ACA-Zertifizierungssystem auszudenken. Nach diesem Zertifizierungssystem wird nur der direkte CO2-Fußabdruck von Flughafenanlagen erfasst, nicht aber auch der CO2-Fußabdruck der Maschinen, die auf diesem Flughafen starten oder landen. Dieser Teil der Wertschöpfungskette wird einfach abgeschnitten, obwohl der Luftverkehr 95 bis 99% des Schadstoffausstoßes der Transportkette innerhalb des Flughafenbetriebes verursacht. Heraus kommt der CO2-Fußabdruck einer Maus und nicht der eines Elefanten. Deshalb das GgFS-Projekt.

Nach der gleichen Logik könnte man Ramstein Airbase zur Peace Base erklären, weil es dort so ruhig, friedlich und beschaulich zugeht. Die tödliche Fracht, die unter den Flügeln der Bomber hängt, die vor dort aus in den Krieg starten, die blendet man halt einfach aus. Genauso macht es Fraport jetzt mit seiner CO2-Bilanz. Fraport – How dare you!!! Der ADV Hauptgeschäftsführer, Ralph Beisel, sagt zu dem Thema: "Natürlich liegen nicht alle Emissionsquellen an Flughäfen im Einflussbereich der Airports. Aber gemeinsam arbeiten die Flughäfen mit ihren Partnern in der Luftverkehrswirtschaft daran, das Ziel des nachhaltigen Wachstums zu erreichen." Was soll, bitteschön, am Wachstum der Luftverkehrswirtschaft nachhaltig sein? Kann mir das jemand mal erklären? Mit dieser Aussage drückt er sich zudem ganz klar vor der Verantwortung, denn die Flughafenbetreiber stellen ja überhaupt erst die Infrastruktur zur Verfügung, ohne die keine Maschine je in die Luft käme. Nach fraporteigenen Angaben fließen täglich 15 Mio. Liter Kerosin aus ihren Tanks. Das ergibt nach dem Halbstreckenprinzip umgerechnet jährlich einen CO2-Fußabdruck von annähernd 7,5 Mio. Tonnen. Da ist der RFI-Faktor (Radiative Forcing Index) von 2,7 für den erhöhten Treibhauseffekt von Flugzeugemissionen in großen Flughöhen noch gar nicht mit gerechnet. Der Begriff der Nachhaltigkeit wird erneut manipulativ missbraucht, wenn Fraportchef Schulte verkündet: "Die Flughäfen wissen, dass sie nur verantwortungsvoll und nachhaltig wachsen können." Zur gleichen Zeit trägt sein Unternehmen eine Mitschuld daran, dass weiterhin völlig verantwortungslos Mio. Tonnen CO2 in die Atmosphäre geblasen werden, die über den Treibhauseffekt die Erderwärmung beschleunigen. Fraport – How dare you!!!

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Bündnis der Bürgerinitiativen
Kein Flughafenausbau - Für ein Nachtflugverbot von 22 - 06 Uhr