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Mainz, 27. April 2013

Tag gegen Lärm - gemeinsame Demonstration in Mainz

Bahnlärmgegner aus dem Rheintal und Lärmgeschädigte des Frankfurter Flughafens demonstrieren gemeinsam in Mainz

Emil Hädler, Mainz, Werkbund

Zum ersten Mal tritt heute ein „Bündnis gegen den Zivilisationslärm“ gemeinsam an und macht darauf aufmerksam, dass der Lärm in der Luft und der Lärm auf der Schiene dieselben Ursachen hat. Machen wir uns nichts vor: Wir haben die Suppe bestellt, die wir jetzt auslöffeln und die Rechnung dafür kommt auch noch. Wir konsumieren zu jeder Jahreszeit immer mehr und immer ungeduldiger immer billigere Waren und nennen das unseren „lifestyle“. Wir wollen „vorne die Ostsee und hinten die Alpen“, wie Kurt Tucholsky das ausdrückte und wir kriegen sie auch übers Wochenende: Wir nutzen den Billigflieger. Und wir merken jetzt, dass Erdbeeren Lärm machen, wenn wir sie zur falschen Zeit essen! Wir alle, die hier stehen, sind ein Teil des Problems, über das wir uns beschweren. Wir gehen den kommerziell erzeugten Bedürfnissen auf den Leim. Dabei sind die Lasten ungleich verteilt, aber jeder bekommt sein Stück vom Fett weg – jetzt in Weisenau, in der Mainzer Oberstadt und in Flörsheim, demnächst in der Mainzer Neustadt und in Kostheim, Kastel und Amöneburg.

Vor etwas über einem Jahr wurde in der Schweiz der längste Eisenbahntunnel Europas durchstochen: 60km lang geht es in vier Jahren an der Basis der Alpen durch den Berg nach Italien. Auf der RheinSCHIENE werden 30% mehr Güterzüge rollen, als bisher. Mainz wurde schon darauf vorbereitet: Die Stadt hat eine zweite Tunnelröhre bekommen, ihre Brücken wurden ertüchtigt, ein „Überwerfungsbauwerk“ entsteht am Gleisdreieck Nordkopf. Auch in Amöneburg wird eine neue Brücke gebaut: Eine Viertel Milliarde Euro gibt die Bahn allein hier bei uns dafür aus, dass dieser kommende Güterverkehr ungestört und ständig rollen kann. Auch an allen anderen Rheinquerungsknoten wird gebaut. Der Eisenbahnknoten Mainz-Wiesbaden als letzte Rheinquerung vor dem Mittelrheintal bis Koblenz wird mit seinen drei Flussbrücken eine Schlüsselrolle bei der Schleusung dieser Verkehre spielen. Die werden vor allem nachts unterwegs sein – dann, wenn das Nachtflugverbot Schlafruhe bringen soll. Denn nachts werden die Güterzüge vom Personenverkehr nicht gestört. Im Mittelrheintal halten die Bürger schon jetzt den nächtlichen Terror nicht mehr aus. In Rüdesheim wurden bis 100 Dezibel bei Zugdurchfahrten gemessen. Das entspricht dem Lärm eines Flugzeugs an der Startbahn. Auf diesen Lärm wird man sich an den Mainzer Brücken einzustellen haben – dort, wo gerade hochwertige Wohngebiete entstehen: Das Wasser trägt den Schall weiter als sonst und die Ausbreitung des Güterzuglärms wird gerade dort - nach einem simplen Gesetz der Physik - beachtlich sein. Aber die, die das betrifft, wohnen noch nicht dort und stehen deshalb heute nicht hier. Das Lärmgutachten empfiehlt den passiven baulichen Lärmschutz bei geschlossenen Fenstern und entsprechender Grundrissgestaltung: Wie also wird das mit dem Wohnen am Rhein?.

Andere Stadtteile in Weisenau, der Neustadt, Mombach, Amöneburg, Kastel und Kostheim wissen schon, was es geschlagen hat. Die verschwinden nach und nach hinter hohen Mauern aus Blech, dem Sondermüll der Zukunft. Schranken werden nicht mehr aufgehen, wenn Züge mit einer Länge von 800m im Vier-Minuten-Takt die Trasse befahren. Diese Prognosen kann man bei der Bahn nachlesen.

Das Mittelrheintal ausgenommen - schlafen die Bürger an der Trasse noch tief. Sie werden in ein paar Jahren aufwachen und sich ebenso überrascht die Augen reiben, wie nach der Inbetriebnahme der neuen Frankfurter Landebahn. Bis dahin werden nicht die von der Politik versprochenen leisen Bremsen in ganz Europa eingeführt sein. Auch Ausweichtrassen, die eine Generation an Planungs- und Bauzeit brauchen, werden wir dann nicht haben: Der Verkehr geht hier vor unserer Haustür durch und er wird unser Leben und unsere Stadt verändern.

Es ist die Rede von der Achse Genua – Rotterdam, doch das ist eine Augenwischerei: Der Hafen in Rotterdam wird für 40 Milliarden Euro ausgebaut, um als Globalisierungs-Player auf Augenhöhe mit Shanghai zu spielen. In Genua passiert überhaupt nichts! Die großen Containerschiffe passen nicht durch den Suezkanal. Sie fahren auch nicht durch Gibraltar ins Mittelmeer, sondern durch nach Rotterdam. Das oberitalienische Wirtschaftsgebiet um Mailand, Rhein-Basel, Rhein-Neckar und natürlich Rhein-Main werden über Rotterdam, das heißt vom Norden aus versorgt: Wir sind das Hinterland für diesen gewaltigsten Infrastrukturausbau Europas, dessen anderer Baustein der Flughafen Frankfurt ist. Stuttgart21 ist dagegen eine ziemliche kleine Baustelle.

Wir stehen mitten in diesem Prozess und wir werden es erleben. Natürlich ist es ökologisch, den Verkehr von der Straße weg auf die Schiene zu bringen. Aber die Erdbeeren und Kiwi im Winter – sie werden noch ziemlich laut werden.


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Bündnis der Bürgerinitiativen
Kein Flughafenausbau - Für ein Nachtflugverbot von 22 - 06 Uhr