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17. Juni 2013, Frankfurter Flughafen, Terminal 1

Fünf
undsechzigste Montagsdemonstration im Terminal
Rede von Heiko Holefleisch, Ginsheim-Gustavsburg, Bürgerinitiative Mainspitze (BIMS)

Ein Mann, der mit Sicherheit noch nie hier mit uns an unserem Flughafen war, erzählt Ihnen mit brüchiger Stimme, wie sehr er sich von der Politik und den Gerichten in seinem Schmerz, seiner Ohnmacht im Stich gelassen fühlt. Er liest ab, weil er Angst hat, dass er es sonst nicht schafft. Doch die beiden Blätter in seiner Hand zittern wie sein ganzer Körper. Immer wieder macht er sich selber Mut „Tiiief durchatmen“, oder „ (Ich) zitter ja wie Espenlaub“. Irgendeiner ruft ganz hinten und genauso hessisch wie er: „wir sind doch all da“. Mehr als 300 Menschen hören ihm nämlich zu, sie alle sind bewegt. Sie alle? Der Beifall ist dann warmherzig und enthusiastisch. Ich werde wie viele diesen Moment am 13. Juni in unserem Bürgerhaus in Gustavsburg nicht vergessen. Dieser ältere Herr hat den Menschen aus der Seele gesprochen und sein persönlicher Mut hat uns alle beeindruckt. Uns alle?

Eine Hausärztin aus Kostheim hatte schon zu Beginn von den wachsenden Schlafstörungen, von zunehmenden Depressionen berichtet und dem steigenden Medikamentenbedarf. Die Pfarrerin aus Gustavsburg hatte beklagt: es gebe keine Ruhe mehr, keinen ungestörten Moment des Innehaltens, selbst der Friedhof verdiene seinen Namen nicht mehr, und wie sehr das religiöse und das soziale Leben durch den Fluglärm Schaden genommen haben. Das hat uns alle erreicht. Uns alle?

Auch den Mediziner und Lärmforscher Professor Thomas Münzel hatten wir dortan unserer Seite. Sein einprägsamesFazit war: „Die deutsche Flugsicherung entscheidet, wahrscheinlich zusammen mit Fraport, wer in RheinMain in Zukunft einen Herzinfarkt bekommt.“ Wir alle waren alarmiert. Wir alle?

Wir hatten auch die fünf Kandidaten der im Landtag vertretenen Parteien eingeladen, die Kandidaten, die sich am 22. September unsere Wahlstimme einholen wollen. War das insgesamt genug Hilfestellung, um von den eingeübten politischen Satz-Stanzen abzulassen?

Der junge Vertreter der FDP hielt sich die gesamte Zeit an seinem Schlüsselbund fest, als wenn er gleich aufbrechen müsste, und empfahl „Lärm-Gerechtigkeit“, nicht eine Minderung, sondern die optimierte Verteilung. Und bot uns an, dass das geltende Gesetz des freien Marktes, in welchem die Nachfrage ja bekanntlich das Angebot generiere, auch einen Rückbau nicht ausschließen würde.

Die CDU-Landtagsabgeordnete wollteunbedingt nichts versprechen und bestand ungerührt darauf, dass es mit ihr nicht einmal die Nachtruhe von 22-6 Uhr geben werde, weil sonstdie wirtschaftliche Prosperität und vor allem viele Arbeitsplätze gefährdet wären.

Der SPD-Kandidat versprach stolz und werbend, dass er seiner von der Parteilinie abweichenden Meinungtreu bleibe werde. Gibt es also in der SPD-Fraktion künftig nicht länger die gängige Praxis, sich im Abstimmungsfall auf das stille Örtchen zu verpissen?

Der Kandidat der Grünen identifizierte sich weitgehend mit den Forderungen des Bündnisses, die Kandidatin der Linken bekräftigte ihren Schulterschluss.

Dennoch hatten wir bei keinem der fünf Kandidaten den Eindruck, dass er auf die aufrüttelnde Botschaft dieses Abends eine angemessene originäre Antwort gegeben hätte?

Das Vertrauen in die politischen Parteien und ihre Repräsentanten ist so gut wie nicht vorhanden.

Wer wie die SPD in Hessen die Schließung der Nordwest-Landebahn und das Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr als „unrealistisch und falsch“ abtut, wer wie die SPD in Hessenvon einer zweiten Mediation träumt, der hat noch richtig nachzusitzen. Wer wie die Grünen im Land in Siebenmeilenstiefeln auf die Forderungen der Bürgerinitiativen zueilt , sich aber - anders als der Grünen-Kandidat vor Ort - in der Frage der Deckelung einfach nicht festlegen mag – Und in seinem Regierungsprogramm (!) uns anvertraut, dass er die Nordwestlandebahn nicht „wegzaubern“ könne, der hat noch Einiges nachzuarbeiten. Lieber Tarek Al-Wazir, missverstehen Sie uns bitte nicht: Wir ersehnen uns nicht den großen Magier Harry Houdini und auch nicht den kleinen David Copperfield. Wer sich wie die Linke - in Hessen zwar mit den Forderungen unserer Bürgerbewegung ausnahmslos identifiziert, im parlamentarischen Konflikt um den Desaster-Flughafen BER in Berlin aber Herrn Wowereit vollmundig stürzen wollte, um nur vier Tage später in Brandenburg Herrn Platzeck in derselben Angelegenheit den Arsch zu retten, der scheint in den Ritualen der Parlamentsdemokratie wirklich angekommen zu sein.

Deshalb überrascht es uns Bürgerbewegte keinesfalls, dass immer mehrMenschen die einzige Chance darin sehen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Wir geben auch nicht länger unsere Stimme ab. Zur Not behalten wir sie. Ich zumindest bin inzwischen soweit. Das wäre dann für mich, einem seit Kindheit und Jugend politischen Kerl, das erste Mal, ein trauriger Tag!

Aber noch kämpfe ich. Kämpfen wir!Immerhin habenam 13. Juniausnahmslos alle regionalen Politikergespürt, welche Kraft wir haben und wie unverrückbar unsere Forderungen sind. Es war die größte politische Veranstaltung in der Mainspitze in den letzten 25 Jahren.

Wer unsere Wahlstimme haben will, der muss wissen: Der systematische Angriff gegen die Gesundheit von Hunderttausenden und die vorsätzliche Zerstörung unserer Region dulden keinen weiteren Aufschub.

Deshalb sagen wir zu allen Parteien: Kommt uns nicht mit den Gesetzen, kommt uns nicht mit Planfeststellungsbeschlüssen, nicht mit den höchstrichterlichen Urteilen, als seien die in Stein gemeißelt. Versteckt Euch nicht.

Und kommt uns bitte auch nicht mit der pulsierenden Herzkammer Rhein-Main und - bitte auch nicht mit dem deutschen Aktienrecht!

Wenn es den politischen Agenten in den Kram passt, dann verzieren sie FRAPORTS absurden Ausbauwahn mit den Pflichten des Staates um eine „öffentliche Daseinsvorsorge“. Hauen wir ihnen dann richtig auf die Finger, dann verschanzen sich dieselben Figuren im Aufsichtsrat prompt hinter dem Aktionärs-Gebot , ausschließlich „das (geschäftliche) Wohl des Unternehmens FRAPORT zu fördern“. Sie haben unser Mandat, und verwehren uns die Offenlegung ihres Abstimmungsverhaltens. So erfährt man anschaulich den Unterschied zwischen Gesetz und Recht!!

Wir wollen ab September nicht nochmal Bouffier und Hahn. CDU und FDP sind unerträglich. Manche rufen hier deshalb auch „Bouffier muss weg!“ Doch was kommt danach? „TSG muss her!“ ??? Wem von uns käme dies hier ernsthaft und entschlossen über die Lippen?

Wir sind Halbheiten satt, Mogelpackungen und faule Kompromisse,Herr Schäfer-Gümbel. Wir wollen auch nicht zusehen, wie unser Kampf um einen gebändigten Flughafen, um unseren Schlaf, unsere Gesundheit und eine befriedete Region auf den Opfertischen von Koalitionsverhandlungen draufgehen.

Bis zur Wahl sind es noch genau 97 Tage. Es ist noch viel zu tun. Und Alles möglich!



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Bündnis der Bürgerinitiativen
Kein Flughafenausbau - Für ein Nachtflugverbot von 22 - 06 Uhr